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Mobile Culture Studies. The Journal 6 2o20 (Travel)
de Almeida, MĂĽller, Wimplinger | Die Linke schaut nach Portugal 79
bis zur Ununterscheidbarkeit der
beiden Figuren vertauschen (vgl.
Abb. 2). Diese Montage verdeut-
licht abermals das didaktische
Interesse der Autor*innen an den
Ereignissen in Portugal, aber auch
und insbesondere die Bedeutung
der portugiesischen Agrarreform
fĂĽr die Revolutionstheorie.
Im Gegensatz zu Torre Bela
entwirft der Film einen umfassen-
den chronologischen Ăśberblick
ĂĽber die jĂĽngste Geschichte Portu-
gals und ergänzt diesen um aktuelle
Geschehnisse, die vor Ort gedreht
werden.32 Archivbilder der Revolu-
tion am 25. April 1974, die Befrei-
ung der politischen Gefangenen,
eine Demonstration fĂĽr das Ende
des Kolonialkrieges, die Unterbin-
dung der von General SpĂnola initi-
ierten Demonstration der stillen
Mehrheit im September 1974, der
Kongress des Gewerkschaftsver-
bandes Intersindical, die Dyna-
misierungskampagne der MFA fĂĽr
Landarbeiter*innen, die Landbe-
setzungen und Kooperativen der
Agrarreform, der gescheiterte und
den PREC auslösende Putsch am 11.
März 1975, die erste freie Wahl am
25. April 1975, von der sozialistischen und kommunistischen Partei unterstĂĽtzte Demonstratio-
nen, die Bank EspĂrito Santo vier Tage nach der Verstaatlichung, die kollektivierten Stahlwerke
Siderurgia Nacional und eine besetzte und selbstverwaltete Textilfabrik — all das erzählt
von einem Jahr des politischen und sozialen Umbruchs Portugals, wie er sich an zahlreichen
Schauplätzen zutrug.
In manchen Szenen, die ähnlich wie Torre Bela die Prozesse revolutionärer Treffen und
Diskussionen zeigen, sucht der Film die Gegenwart des politischen Moments. Das meist
beschreibende Voiceover tendiert vereinzelt zum Kommentar, wie etwa in der Szene, die die
von Tausenden besuchte katholische Pilgerstätte in Fatima am 13. Mai 1974 zeigt und die durch
den Kommentar in starken politischen Kontrast zum 1.-Mai-Aufmarsch 1974 gesetzt wird.
32 Laut einer E-Mail Malte Rauchs vom 22. Juli 2020 an uns kann man die von der Gruppe selbst gedrehten Szenen
anhand des verwendeten 16mm-Farbmaterials identifizieren.
Abb 2.: Gerhards/Rauch/Schirmbeck 1976, Buchcover
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Mobile Culture Studies, Volume 2/2020
The Journal
- Title
- >mcs_lab>
- Subtitle
- Mobile Culture Studies
- Volume
- 2/2020
- Editor
- Karl Franzens University Graz
- Location
- Graz
- Date
- 2020
- Language
- German, English
- License
- CC BY 4.0
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 270
- Categories
- Zeitschriften Mobile Culture Studies The Journal