Page - 361 - in Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
Image of the Page - 361 -
Text of the Page - 361 -
Hauptstadt Graz. Die Irren-»nftalt. 384
4786 wurde das vormalige Kapuzinerkloster in der Paulustorgasse, dem
Krankenhause gegenüber, zur Aufname der Insinnigen eingerichtet, und später zur
Erweiterung des Instituts das darangränzende Rökenzaun-Gebäude durch
den Staatsschaz angekauft. Beide Häuser liegen am östlichen AbHange des
Schloßberges. Die Irren-Anstalt, dann das Gebär- und Findelhaus waren bis
1853 Staatsanftalten, und wurden vom Staatsschaze dotirt; diefe Anstalten
gingen jedoch zufolge Erlaßes des Ministeriums des Innern vom 30. August
4853, Z. 19,962, in das Landes-Vudjet über. und sind seither Landesanstalten.
a) Einrichtung der Irren-Anstalt. Diese Anstalt ist. wie oben
erwähnt wurde, im alten Kapuziner-Kloster und im südlichen Teile so wie im 2. Stok
des nördl. Teiles des Rökenzaun'fchen Hauses untergebracht, deren Fenster teils
öftl. gegen das Krankenhaus, teils westl. und nördl. am dm Schloßberg die
Aussicht gewähren. Zwischen dem älterm und dem neueren Gebäude liegt der
mit Baumreihen bepflanzte Garten, welcher mit einer Bretterwand für beide
Geschlechter abgeteilt ist. Die Abteilung der Männer hat eine Kegelstätte. Neben
dem älteren Gebäude ist ein eigenes Badehaus mit den nötigen Vorrichtungen
zu Douchi,'-. Spriz- und Regenbädern «. f. w. Die Räumlichkeiten der
Anstalt stehen mit dem Bedarfe in gar keinem Verhältnif fe. fo daß
felbst die meisten kleinen Zellen mit 4 Betten, mitunter sogar mit Bodenbettcn
versehen werden müssen. Der baldige Neubau eines zwekmäßigen Irrenhauses
ist daher sehr zu wünschen, zumal die Beschränktheit des Raumes dem Heilzweke
nichts weniger als günstig ist. Das alte Klostergebäude bildet ein unregel-
mäßiges Vierek mit einem kleinen Hofe. Sowol ebenerdig als im 1. Stok
läuft ein heizbarer Gang, aus dem man in die Kammern (einstige Kapuzinerzellen)
eintritt, deren jede mit einen hochangebrachten. vergitterten Fensterchen versehen ist.
Die neue Lokali tät, in welcher die rubigeren Irren untergebracht weiden,
hat 2. Stokwerke, ist viel freundlicher. und in ihren Zimmer:: genießt man
eine freiere Aussicht. In derselben ist auch die Wohnung des Primararztes.
In diesen Gebäuden befinden sich, nach eincm Ausweise der Anstalt v. I. 1858,
1 großes Werkstattzimmer. 1 Billardzimmer. 7 Speise- oder Arbeitzimmer und
5 Magazine; dann besonders für die Pfleglinge 1) im alten Hause: eben-
erdig 13 Kammern mit 28 Betten und 5 Vodenbetten, im 1 Stok 14 Kam-
mern mit 46 Betten, 2) im neuen Gebäude: ebenerdig 2 Schlafzimmer mit
21 Betten, im 1. Stok 1 Krankenzimmer mit 7 Betten. 7 Zimmer mit 30 Betten,
endlich im 2. Stok 1 Krankenzimmer mit 5 Betten. 13 Zimmer mit 56 Betten,
zusammen in beiden Häusern 198 Betten.
Der Pr imarius der Anstalt wird durch einen Sekundararzt unter-
stüzt. Die Pflege wird von den barmherzigen Schwestern geleitet, und von
aufgenommenen Wärtern und Wärterinen besorgt. Uebrigms gelten in Hinsicht der
Kleidung, der Verspeisung und der ganzen Pflege dieselben Bestimmungen wie im
allgem. Krankenhause. Besuche bei Irren sind nur gegm Einlaßkarten der Schwester-
Oberin und des k. k. Landes-Medizinalrates gestattet.
Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Title
- Medizinisch-statistische Topografie des Herzogtumes Steiermark
- Author
- Mathias Macher
- Publisher
- Ferstl'sche Buchhandlung
- Location
- Graz
- Date
- 1860
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.91 x 20.62 cm
- Pages
- 632
- Keywords
- Topographie, Kartografie, Statistik
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen