Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Recht und Politik
Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben - Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
Page - 48 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 48 - in Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben - Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft

Image of the Page - 48 -

Image of the Page - 48 - in Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben - Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft

Text of the Page - 48 -

© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783847111658 – ISBN E-Lib: 9783737011655 Objekt eines positiven Befehls bildet, nämlich ihn zu lieben. Den altorientali- schenZivilisationenfehltüberhaupt jedeAufmerksamkeit fürdenFremden. Anders alsbeidenzweiStellenLev19,18und34, aufdie ich später eingehe, gibtesimDeuteronomiumkeineEntsprechungzueinemGebot,den„Nächsten“ bzw. einhilfsbedürftigesMitgliedder eigenenGesellschaft zu lieben.32 „Offen- sichtlich soll hier [in Dtn 10,19] durch die Nennung des ge¯r der Höhepunkt dessenbezeichnetwerden,was anLiebe auf der zwischenmenschlichenEbene anzustreben ist, bzw. diejenigeBeziehunghervorgehobenwerden, inderdiese Liebenichts Selbstverständlichesmehr an sichhat.“33 ImUnterschied zuLevi- tikus19 ist fürdie inDtn10,19 IsraelbefohlenenLiebezunächst entscheidend, was der Kontext 10,12–11,1 betont, der das Verb „lieben“ 5-mal verwendet (10,12.15.18.19; 11,1)34: die „Gegenseitigkeit“ der Liebe Israels und der Liebe Gottes. „Lieben“ durchzieht ( ˘a¯he¯b) als Leitverb auch die ganze Perikope 10,12–19,undzwarindenrahmendenVersen12und19alsForderunganIsrael, in denVersen 15 und 18 aber als ErfahrungGottes.35 Somit soll Israel die als unergründlichesGeschenkempfangenegöttlicheLiebemitseinerLiebezuGott undmit der zwischenmenschlichen Liebe zum Fremden beantworten. Ange- sichtsdeserst imNeuenTestamentzusammengefügtenDoppelgebotsgreiftder Text zumindest in der Formulierungweiter aus. Andie Stelle des „Nachbarn“ tritt „Fremde“. Weil in unserer Kultur Liebe als ein spontanes Gefühl angesehenwird, er- scheint es widersinnig, sie zu gebieten. Nach unseremVerständnis gehört sie zumPrivat- und Intimbereichund existiert getrennt von jederVerpflichtung. Gefühle gelten außerdem als ethisch irrelevant.36 Trotzdemwird die vonDtn 10,19 gebrauchte sprachliche FormderAufforderung zu „lieben“37 – nur hier übrigensinPluralgestalt–inderHebräischenBibelnurnochinLev19,18und34 sowie inDtn 6,5 und 11,1 verwendet. Das sind Spitzentexte alttestamentlicher 32 Ramir8zKidd,Alterity, S. 81. 33 Zehnder,UmgangmitFremden,S. 366. 34 IndergesamtenPerikope10,12–11,25wird„lieben“( ˘a¯he¯b)zusätzlichnochin11,13und22, also insgesamt 7-mal, verwendet und dadurch stilistisch als Leitverb unterstrichen. Seine Belege stehenbetont jeweils zuBeginnoderamEndeeinesAbschnitts. 35 Vgl.GeorgBraulik,DieLiebezwischenGottundIsrael.Zur theologischenMittedesBuches Deuteronomium, in: Studien zu Buch und Sprache des Deuteronomiums, Stuttgarter Bi- blischeAufsatzbände63,Stuttgart2017,S. 241–259, insbesondereS.254–256. 36 Vgl. JacquelineE.Lapsley,FeelingOurWay:LoveforGodinDeuteronomy, in:TheCatholic BiblicalQuarterly 65/2003, S. 350–369, besonders S. 365–369. ZurmoralischenBedeutung vonGefühlen aufgrunddermodernenTugendethik sowie derNeurobiologie undPsycho- logie Ebd., S. 368f. FernerMarthaC. Nussbaum, Politische Emotionen.WarumLiebe für Gerechtigkeitwichtig ist,Berlin2014. 37 Vgl. Jan Joosten,TheVerbalSystemofBiblicalHebrew.ANewSynthesis elaboratedonthe Basis ofClassical Prose, JerusalemBiblical Studies 10, Jerusalem2012, S. 298: „Theuse of WEQATALexpressingobligation is very typical of legal discourse“. ZuDtn10,19 s. S. 297. GeorgBraulik48 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
back to the  book Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben - Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft"
Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
Title
Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben
Subtitle
Beiträge aus Religion, Theologie, Ethik, Recht und Wirtschaft
Authors
Irene Klissenbauer
Franz Gassner
Petra Steinmair-Pösel
Editor
Peter G. Kirchschläger
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-1165-5
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
722
Category
Recht und Politik
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Menschenrechte und Gerechtigkeit als bleibende Aufgaben