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Er sei aus Linz zu Wasser nach St. Panteleon gefahren, um nach Clam zur Hochzeit des Fräulein
Maria Lisl zu gelangen. Auf der Reise habe es diverse Probleme gegeben. Zunächst kam eine
halbe Stunde nach der Abfahrt von Linz ein so starker Wind auf, dass die Zille etliche Male
herumgedreht wurde und sie in einer Au anlegen mussten. Dort hätten sie ca 2 Stunden auf besseres
Wetter gewartet, seien aber bloß bis in die Gegend von Steyregg gekommen, wo sie übernachteten,
dann in ein Wirtshaus gingen und das mitgehabte „trüherl“ den Schiffleuten zur Verwahrung
überließen. Von den Schiffleuten blieb nur einer auf der Zille, der beide Schlösser der Truhe
öffnete und bereits drinnen herumzukramen begann, als zum Glück der Lakai Ferdinand, der aus
dem Wirtshaus hinaus zum Wasser gegangen war, um der Gräfin den Büchersack zu holen,
dazukam und den „schlimmen schelmen“ bei der Truhe herumsuchend antraf. Dieser erschrak und
sprang auf der Seite aus der Zille hinaus.
Die Truhe enthielt nicht nur den gesamten Schmuck der Gräfin, sondern auch jenen der beiden
Gräfinnen vSalburg, die für den Putz der Braut nach Clam den ihrigen herliehen, welcher gewiss
mehr als 10.000 fl wert war. Weiters führten sie in der Truhe viel Silber mit nach Clam, um die
Hochzeit noch prunkvoller zu gestalten.
Am anderen Tag, am Samstag (13. Oktober) hätten sie nicht mehr zu Wasser St. Pantaleon erreicht,
und weil der Wind auch noch am Sonntag angehalten, ließen sie das Schiff stehen und fuhren in
einem „cales“ nach Clam, wo die Hochzeit am Montag (15. Oktober 1685) stattfand.
Feuer im Hagen: (1710)226
Hinweis: Von 1700 bis (vermutlich) 1710/1721 hatte Graf Johann Ferdinand vSalburg (gest.
1723) Schloss und Herrschaft Hagen inne, wobei schon um 1710 seine unverheiratete Tochter
Maria Josepha das Schloss übernommen und bewohnt zu haben scheint [1710>1725]. Maria
Josepha entstammte der ersten Ehe des Grafen Johann Ferdinand vSalburg mit Isabella
vFünfkirchen.
*Das Clam´sche Schulbuch berichtete über eine anno 1710 durch Funkenflug oder Fahrlässigkeit
ausgelöste Feuersbrunst, welcher einige Häuser der Herrschaft zum Opfer gefallen waren.
Die Gräfin hätte die Kosten für den Wiederaufbau bzw Neubau getragen.
Skizzen im Schulbuch zeigten große Reisighaufen und Bäume in lichterlohem, auf ein
benachbartes Haus hinüber schlagendem Flammenbrand, fliehende Tiere sowie sommerlich
bekleidete Personen, die vom Hagenteich weg, in Reihe von Hand zu Hand Löscheimer
weiterreichten, unter den zahlreichen Helfern die Gräfin, die ebenfalls einen Eimer weitergab. Sie
war in einem prachtvollen langen Kleid und mit Kopfzier dargestellt. Unter einer der Skizzen stand
geschrieben:
"Es haben im Jahre 1710
drei Häuseln im Hagen das Feuer geseh´n“.
Da der Brand der Kleidung nach zu schließen, offensichtlich im Sommer ausgebrochen war, drängt
sich die Annahme eines - außer Kontrolle geratenen - Sonnwendfeuers auf; dies erscheint umso
wahrscheinlicher, als die Sonnenwende seit jeher im Hagen festlich begangen wurde und die
226 Es muss sich 1710 bereits um M. Josepha gehandelt haben, da ihr Vater mit seiner dritten Frau Katharina geb.
vPreising in Rannariedl lebte. Reder Walter, PI 16. Februar 2000: Reder (und ua Hr. Schneider vom Hagen) mussten in
der Schule, als der Lehrer darüber berichtete, den Spruch unter der genannten Skizze auswendig lernen, die Geschichte
nacherzählen und selbst eine Zeichnung anfertigen. Reder hatte der Gräfin eine Krone aufs Haupt gezeichnet, wofür er
besonderes Lob erntete. Lehrer Max Gielge hatte, über seine Kontakte zur Familie Weingärtner, im Schloss Hagen
recherchieren dürfen. Die Geschichte war auch im Abschriften-Konvolut, das Reder besaß, enthalten.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute