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*Auch Eva Lukeneder/Luckeneder,232
die Meierin vom Schloss Hagen, die lahm
und von Schmerzen geplagt daniederlag,
hörte von den Wundern und machte sich
mit ihren zwei Krücken auf den Weg. Sie
hatte „nach eyfrig verrichten Gebet aber
sovill Linderung“ ihrer Schmerzen
empfunden, dass sie eine „Kruckhen gleich
damallen aldorth zuruckhgelassen und mit
einer zum grösten Wunder derer bekanten
Leithen zuruckh nacher Hauß gekheret“, so
berichtet die „Wahrhafte Beschreibung
des unter die hochgräflich Heinrich
Starhembergische Herrschaft Wildtberg
gehörig wunderthättigen Gnadenorths
Pöstlingberg im Erzherzogthumb
Österreich ob der Enns nächst Linz“ im
Starhembergischen Archiv des
Oberösterreichischen Landesarchives.
Mit der verbleibenden Krücke ging die
Meierin nach einigen Tagen nochmals
hinauf, verrichtete erneut ihr Gebet und
„erhilte sie ihre vorige Gesundtheit, also
zwar das sie die ander Kruckhen ebenfahls
zuruckh lassend ohne mindest
anderwärttiger Beyhilff gerathen Fueses
nacher Haus gehen können“.
*Als der Grundherr, Graf Joseph
Gundemar vStarhemberg, seinerseits
schwer erkrankte, richtete auch er seine
ganze Hoffnung auf die Hilfe der
Gottesmutter und erfuhr ebenfalls Linderung
bzw Heilung [s.u., Detail-Beschreibung aus Fresko; Oratorium Pöstlingberg-Kirche; VE P.Pichler
dem SA Hagen, s.u.].
Ab 1720 förderte der Graf die junge Wallfahrt, ließ den Wald im Gipfelbereich roden und zunächst
eine hölzerne Kapelle mit Sitzbänken aufstellen, in der die Pieta untergebracht wurde. 1730/31
folgte eine neue Kapelle mit Steinunterbau. Daneben errichtete man ein kleines, Hütten-ähnliches
"Lichtelweib"-Häuschen (links unterhalb der Kapelle), das Franz Obermayr, der Pionier des
Pilgerwesens am Pöstlingberg, 1734 als von den Ständen besoldeter Eremit bezog.
In der Folge brachten viele Menschen nach ihrer Heilung, Besserung oder Rettung aus Dankbarkeit
Votivgaben zu der Hütte oder spendeten Geld, wodurch der Wallfahrtsbetrieb bald auch
wirtschaftlich florierte. Das wiederum bereitete dem Linzer Stadtpfarrer Sorgen wegen möglicher
Verluste an Kollektegeldern, sodass er die behördliche Sperre der Pilgerstätte erwirkte. Der
Eingang wurde zugenagelt, doch schon am nächsten Tag soll die Tür ohne menschliches Zutun
wieder offen gewesen sein. Daraufhin wurde ein Schmied beauftragt, die Hütte mit schweren
Eisenbändern zu verschließen. Dieser soll darob erblindet sein und die Sehkraft erst wieder
zurückerlangt haben, als er mithalf, die Hütte zu öffnen und die Gnadenstätte erneut allgemein
zugänglich zu machen.
232 Schäffer, Johannes-Kapelle, 43f.
Merkwürdiges aus dem Hagen
Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Title
- Merkwürdiges aus dem Hagen
- Subtitle
- Sowie historische Legenden, Anekdoten und Sagen
- Author
- Hanna und Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.25 x 29.72 cm
- Pages
- 106
- Category
- Geographie, Land und Leute