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»Das Fest in der Orangerie zu Schönbrun, den 7. Februar 1786«
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Breite eines wirklichen Ziegels die Überlegung zu, dass in der Radierung
eine räumliche Tiefe suggeriert wird, die in der Wirklichkeit keine Entspre-
chung findet. Alles wirkt somit höher, tiefer und geräumiger, vor allem im
Vergleich mit der tatsächlichen Breite des Innenraumes der Orangerie
(9,47m). Die perspektivischen Linien, die sich aus dem Ziegelmuster erge-
ben, stimmen nicht mit denen der Bühnen überein, und entsprechen somit
auch nicht der erwähnten Fokussierung auf die o.g. »perspektivische Flucht-
masse«, doch darüber mehr im übernächsten Absatz. Eins sei noch erwähnt:
die einzige Stelle, auf der Führung der Linien auf den Ziegeln, die rechtwin-
kelig ist (und ein Lot zur horizontalen Linie der Orangerie bildet) ist rechts
der tatsächlichen Mitte des Bildes zu finden, und zwar auf dem Gang zum
dritten kleinen Ausgang, von der rechten Bühne aus gezählt. Außerhalb des
Bildes und entlang dieser Linie befand sich höchstwahrscheinlich der Autor
des Bildes (der Erzählende).
Neben an den geschmückten Seilen hängend acht Lustern, die von oben
den Tisch erhellen, sind auch vier Palmen zu sehen, und zwischen den zwei
mittleren Palmen (die wiederum selbst aus der Tafel »entspringen«), verdeckt
durch den Stamm eines Orangenbaumes, hinter dem Rücken von fünf sitzen-
den Personen, ist auch eine große, gläserne Kugel (Behälter) zu sehen. Ver-
mutlich beherbergt sie in ihrem Inneren lebende Fische. Diese Kugel befindet
sich im ideellen Schwerpunkt des Bildes, gleich unterhalb des perspektivi-
schen Fluchtpunkts der zwei Bühnen. Wir wenden unsere Aufmerksamkeit
diesen beiden zu.
Das linke menschenleere Podium, auf dem sich ein kleines »a« befindet,
wird in der Mitte der Radierung in gestochener Schrift folgendermaßen be-
zeichnet »a. Ein Theater für die Oper.«10
In der Ecke ist eine kleine Tür zu sehen. Sie ist auf dem ersten Blick nicht
perspektivisch korrekt dargestellt, ihre Darstellung dient jedoch wirkungsvoll
zur Erzeugung von räumlicher Tiefe. Diese wird noch dazu verstärkt durch
die Ausrichtung der Maserung der Bühnenbretter, unmittelbar vor der Tür.
Bemerkenswerterweise sind sämtliche weitere Bühnenbretter zur oben er-
wähnten »perspektivischen Fluchtmasse« zur Mitte des Bildes ausgerichtet.
Ebenso verhält es sich mit der Fluchtlinie, die sich aus dem Tor ergibt, wel-
ches hinter der Bepflanzung der linken Bühne versteckt ist.
Rechts ist ein weiteres menschenleeres Podium mit einem kleinen »b« ab-
gebildet, und wird – auch in gestochener Schrift, und ebenfalls in der Mitte
der Radierung zu sehen – wie folgt bezeichnet: »b. Ein Theater für die Co-
10 Dies ist demnach die Bühne auf der Salieris Divertimento teatrale aufgeführt
wurde, in der Literatur als schlossseitige Bühne (West) erwähnt.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND
Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Title
- Mozart und Salieri – Partner oder Rivalen?
- Subtitle
- Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7. Februar 1786
- Author
- Paolo Budroni
- Publisher
- V&R unipress
- Location
- Göttingen
- Date
- 2008
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-89971-477-7
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 135
- Category
- Kunst und Kultur