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Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
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Page - 38 - in Musik am Dom zu Salzburg - Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult

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2 Geschichte derMusik an derMetropolitankirche falls würde hochfürstlichen Gnaden selbst denChor zu besetzen genötigt sein.“10 EinwändedesDomkapitels,esmangle„anPersonen, diedenChormitgemeinsamerTauglichkeitversehen“, ließWolfDietrich jetzt nichtmehr gelten. Die aus diesen Protokoll-Eintragungen hervorge- henden AnsichtenWolf Dietrichs entsprechen ganz demherrschendenGeist seiner Zeit und demder be- ginnendenGegenreformation:Den demGottesdienst beiwohnendenGläubigen sollenwährend der Zeremo- nien nicht ihre eigenenGebrechen vorAugen geführt werden, vielmehr soll ihnen in den liturgischen Ze- remonien ein Abbild des „himmlischen Jerusalem“ gezeigt werden, in all seiner Pracht und schon auf Erden erfahrbaren Herrlichkeit. Das Bild einer tri- umphierenden Kirche, einer „ecclesia triumphans“, sollte vermittelt werden, das denVorstellungen gläu- bigerChristen inErwartung einer heilenWelt ohne Gebrechen entsprach. Mit 1.März 1597 sollte die „NeueOrdnung“ der Dommusik „ihrenAnfang nehmen“, und damitwur- de die bis dahin vom Domkapitel verwaltete und entlohnte „Dommusik“ in die fürsterzbischöflicheVer- waltungshoheit übernommen. Dem Erzbischof bot sichdadurchdieMöglichkeit, fürAnstellungundAus- bildung der „Domchorpersonen“ eigene und höhere Qualitätsansprüchezustellen.AnderSpitzederChor- musik standen in der Regel zwei Chorregenten, die neben ihrer sängerischenQualifikation auch eine ge- diegeneAusbildung undKompetenz in liturgischen Fragen vorweisenmussten, sodass die römische Litur- gie imErzbistumSalzburgnachdemKonzil zuTrient Fuß fassen unddurch eine vorbildhafteMusikpflege an derMetropolitankirche garantiertwerden konnte. DieGehaltslisten der fürsterzbischöflichenHofkam- merweisen imFebruar1612,kurznachWolfDietrichs Absetzung undGefangennahme,monatliche Zahlun- gen inHöhevon351Gulden für 20Domchorpersonen aus. NachAbschluss dieserReorganisation derDommu- sik und derenEinbindung in denHofstaat verfügte Erzbischof Wolf Dietrich über eine „wohlbestellte“ Hofmusikkapelle, die sich aus der eigentlichenHofmu- sikmit InstrumentalistenundVokalsolisten,derChor- musik amDommitmaximal zwanzigDomchorvika- 10AES, vom11.12.1596. ren, achtDomchoralisten und achtDomkapellknaben sowie denHof- und Feldtrompetern zusammensetz- te.Die Leitung undKoordination dieser Ensembles oblag demHofkapellmeister und in späterer Zeit im Bedarfsfall auch demVizehofkapellmeister.Die ein- zelnenEnsembles hatten ihreAufgaben entweder bei HofoderamDomzuerfüllenundwurdennachBedarf zusammengeführt. Für dieMusik an derDomkirche stand für das Stundengebet die „Chormusik“ (Dom- chorvikare und -choralisten), für figuraleMusik diese undDomkapellknaben sowie bei hochrangigenGot- tesdiensten einVokal- und Instrumentalensemble von Hofmusikern zurVerfügung. FürPontifikalämter (in festis pallii) wurde die gesamte „Hofmusica“ samt Trompetern undPaukern in erforderlichemAusmaß aufgeboten. Musik unterMarkus Sittikus Wolf Dietrichs Nachfolger, sein CousinMarkus Sit- tikus (1574–1619), studierte ebenfalls amCollegium Germanicum inRom,wohnte jedochnicht imInternat desKollegs, sondern extern, vermutlich imHause des KardinalsMarco SitticoAltemps, dessen Stadtpalais sich in unmittelbarer Nähe zumCollegiumGerma- nicum befand. Dort lernte er wieWolf Dietrich die Umsetzung der tridentinischenBeschlüsse zur Litur- giereform, gleichzeitig aber auch dieNeuerungen in der dramatischenMusik kennen, die ihn besonders während seinesAufenthaltes inMantua prägten und inspirierten. Für dieNachwelt hat sichMarkus Sittikus als Erz- bischof von Salzburg (1612 bis 1619) als Protektor theatralischerKunst in Erinnerung erhalten, wobei die Errichtung einesHoftheaters im Jahre 1614 zum zentralenEreignis undmit derAufführung vonClau- dioMonteverdis „L’Orfeo“ am 10. Februar 1614 zu einemMeilenstein für dieMusikpflege am Salzbur- gerHofwurde.ObwohlMarkus Sittikus als Förderer geistlich-liturgischerMusik nicht so bedeutend wie seinVorgängerwar,wurdenauch ihmdreiWidmungs- druckemit geistlicherMusik dediziert: 1. SeinebeidenHofmusiker,derCornettistGiovanni MartinoCesare(um1590–1667)undderOrganist Alessandro Gualtieri (geb. in Verona, d 1655), widmeten ihm eine Sammlung von 22Concerti 38
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Musik am Dom zu Salzburg Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Title
Musik am Dom zu Salzburg
Subtitle
Repertoire und liturgisch gebundene Praxis zwischen hochbarocker Repräsentation und Mozart-Kult
Authors
Eva Neumayr
Lars E. Laubhold
Ernst Hintermaier
Publisher
Hollitzer Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-540-0
Size
21.0 x 30.2 cm
Pages
432
Category
Kunst und Kultur
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