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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern - Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
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Als Ausgangspunkt dieser Studie dient der Anfang des neunzehnten Jahr- hunderts, um die in der napoleonischen Zeit erfolgte Neuprägung des Her- mannsmythos zu erfassen. Im folgenden Abschnitt soll das Mythische vom empirisch Triftigen in dieser Narration abgegrenzt werden, nicht zuletzt weil mythischeElementenoch immerdieVorstellungvielerDeutscher vonderVa- russchlacht prägen.Auf dieserGrundlagewerdendannSchulbücherdesdeut- schen Kaiserreichs, demHöhepunkt der Hermannsverehrung, und der Bun- desrepublik bis zum Jahr 2000 analysiert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sowohl derMythos als auch die wissenschaftlichen Auffassungen zur Varus- schlacht im Betrachtungszeitraum nicht unverändert geblieben sind, so dass auch ihrehistorischeEntwicklungeinbezogenwerdenmuss. DerHermannsmythosamAnfangdesneunzehnten Jahrhunderts DieWiederentdeckungderGeschichte vonArminius imsechzehnten Jahrhun- dert fügte sich in einenNationalisierungsschubamÜbergangzur frühenNeu- zeitein.DerNationsbegriffderdeutschenHumanistenfußtestärkeralsnochim Mittelalter auf derAbgrenzungnachAußen, derer sich imZeitalter derRefor- mationvorallemdienorddeutschen,protestantischenGelehrtenbedienten,um sich von den römisch geprägten Institutionen des Kaiser- und Papsttums zu distanzieren.ArminiuswurdeaufdieseWeiseimsechzehntenJahrhundertzum erstennationalenHelden,derraschdenfiktivendeutschenNamen(Heer-mann) bekam, um ihnvonden feindlichen, römischenElementen zu reinigen. Aller- dings blieb imDiskurs der Gelehrten die nationale Zuordnung nur eines von mehrerenIdentitätsangeboten,zudenenunteranderemStand,Konfessionoder Territoriumgehörten.14 InderMittedes achtzehnten Jahrhunderts jedochkündigte sicheinWandel an.MehrereAutorenwidmenum1740ArminiusDramen, die ein verstärktes Interesse der Zeitgenossen an der Figur des germanischenHeerführers offen- baren,dernicht zuletzt auch fürdieKoppelungvonVaterlandsliebeundKrieg stand.15DernationaleDiskursdesachtzehntenJahrhundertsenthieltallerdings viele Facetten und blieb daher semantisch noch offen.16Dennoch finden sich schon in dieser Epoche jeneElemente, die alswesentlicheCharakteristika des modernenNationalismus imneunzehnten Jahrhundert gelten,wiedie »Sakra- 14 UtePlanert, »WannbeginntdermoderneNationalismus?Plädoyer für eine Sattelzeit«, in: Jörg Echternkamp (Hg.), Die Politik der Nation: deutscher Nationalismus in Krieg und Krisen, 1760–1960,München:Oldenbourg, 2009, 25–59, 35–39. 15 Hans-Martin Blitz, Aus Liebe zum Vaterland. Die deutsche Nation im 18. Jahrhundert, Hamburg:HamburgerEdition, 2000, 91–144. 16 Blitz,AusLiebezumVaterland, 407f. BjörnOnken62 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Title
Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Subtitle
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Authors
Roland Bernhard
Susanne Grindel
Felix Hinz
Editor
Christoph Kühberger
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-0686-6
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
294
Category
Lehrbücher
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