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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern - Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
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schließlichauchdieUnterstützungdesKönigsbekamen.Als»Vaterland«sahder KönigPreußenan,aberauchdieKartedesdeutschenNationalismuswurdevon ihm gespielt.24 Obwohl von einem Volkskrieg für die Befreiungskriege nicht gesprochenwerdenkann, lieferte derNationalismusdiskurs aus diesen Jahren denKerndesnationalen Schrifttums imDeutschlanddes spätenneunzehnten Jahrhunderts. Als historischesVorbild fürdenKampfderDeutschengegendie Franzosen drängtesichdersiegreicheHermanngeradezuauf.MitderKaiserkrönunghatte Napoleon seinen vielfältigen Bemühungen, sich in römische Traditionen zu stellen,eineKroneaufgesetzt,sodassesnichtschwerfiel, ihnmitdenrömischen Invasoren zu identifizieren.Die deutschenNationalistenwiederumsahen sich gern als Nachfahren der Germanen, denn Tacitus hatte sie in der Germania nebendenbarbarischenZügenmit zahlreichenpositivenEigenschaftenverse- hen.DenZusammenschluss vonGermanendurchHermannempfandmanals Geburtsstunde der deutschen Nation, der man die verlorene Einheit zurück- gebenmüsse,umzualterStärkezurückzufinden.NachdemSiegüberNapoleon verlorderHermannsmythosdenunmittelbarenpolitischenAnlass,diefehlende staatliche Einheit befeuerte aber weiterhin dieNationalbewegungundmit ihr dasNarrativvomSieg imTeutoburgerWaldmitdemdarauf aufbauendenMy- thos.25 Wären Schulbücher eine bruchlose Reflexion der bürgerlichen Geschichts- kultur, müsste in deutschen Schulbüchern der Jahre 1806 bis 1814 der Her- mannsmythos prominent vertreten sein.Man stößt in ihnen jedochkaumauf glorifizierende Passagen über die römisch-germanischen Kriege. Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass Napoleon im deutschen Bürgertum einige Bewunderer hatte26undvor allemdieRegierungenderRheinbundstaatenmit Napoleonverbündetwaren.AuchPreußenbemühtesichnachdemFriedenvon Tilsit 1807, die Franzosennicht allzusehr zu provozieren.27Als dann 1814 der Krieg gegenNapoleon ausbrach, fehlte die Zeit, umdie Schulbücher der zeit- genössischenKriegsrhetorik schnell anzupassen,dadieBuchproduktioneinen längerenVorlaufverlangt.AllerdingsgelangeseinigenSchulbuchautoreninden Jahren zuvor, denZensurinstanzen auszuweichenund einen nationalistischen Ton in ihrer Darstellung derVarusschlacht anzuschlagen. In Berlin veröffent- lichte1810derProfessoramCölnischenGymnasiumKarlStein(1773bis1855)28 24 Thomas Stamm-Kuhlmann,König inPreußens großer Zeit. FriedrichWilhelm III. derMe- lancholikeraufdemThron, Berlin: Siedler, 1992, 372f. 25 AndreasDörner,PolitischerMythosundsymbolischePolitik.Sinnstiftungdurchsymbolische FormenamBeispiel desHermannsmythos,Opladen:WestdeutscherVerlag, 1995, 111–199. 26 HerfriedMünkler,DieDeutschenund ihreMythen, Berlin:Rowohlt, 2009, 169. 27 Dörner,PolitischerMythos,146f. 28 Wolfgang Jacobmeyer, »Das deutsche Schulgeschichtsbuch 1700–1945. Die erste Epoche BjörnOnken64 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
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Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Title
Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Subtitle
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Authors
Roland Bernhard
Susanne Grindel
Felix Hinz
Editor
Christoph Kühberger
Publisher
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7370-0686-6
Size
15.5 x 23.2 cm
Pages
294
Category
Lehrbücher
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