Page - 95 - in Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern - Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
Image of the Page - 95 -
Text of the Page - 95 -
um einen Geschichtsmythos handelt, wird sie in der Folge auch als solcher
analysiertwerden.DieRelevanzdesGesagtenwird imLaufederAusführungen
fürdiePraxisdesGeschichtsunterrichtsmitreflektiert.DadurchsolldasThema
Mythos indenZusammenhangmit historischemLernengebracht und ein für
den Geschichtsunterricht eigentlich hochrelevantes Thema aus geschichtsdi-
daktischer Perspektive beleuchtetwerden.Das ist einUnterfangen, das bisher
vernachlässigtwurde,wiediefastvollständigeAbwesenheitdesThemasMythos
indergeschichtsdidaktischenLiteraturbelegt.22
DimensionenderBehaimerzählung–ästhetische,politischeund
kognitiveSinnbildungsstrategien
Jörn Rüsen erkannte traditionell drei Dimensionen, innerhalb derer sich die
Sinnbildungsleistung des Geschichtsbewusstseins23 thematisieren lässt. In der
Folge wird die Behaimerzählung daran anknüpfend hinsichtlich ästhetischer,
politischerundkognitiverSinnbildungsstrategienuntersucht,waseinvertieftes
Verständnis des Mythos hinsichtlich seiner Struktur und seinen Funktionen
möglichmachensoll.
ÄsthetischeSinnbildungsstrategienderBehaimerzählungoderdie
Behaimgeschichteals»schöner«Monomythos
»Schöne«historischeErzählungensprechenGefühleanundkönnenalsErlebnis
oderKunstwerkwahrgenommenwerden.DieSchönheit ist indiesemSinnedas
maßgebliche Sinnkriteriumder ästhetischenDimensionderGeschichtskultur:
»Gemeint ist eine Fähigkeit dieser Repräsentationen, Geist und Gemüt ihrer
Adressatenwirkungsvoll ansprechenzukönnen, sodasssieüber ihreFormdie
22 Nur einigewenige fachdidaktischeBeiträgebeschäftigten sichbishermit denMythosund
erkannten in ihm Lernpotenziale: Hans-Jürgen Pandel, »Legenden – Mythen – Lügen.
Wieviel Fiktion verträgt unser Geschichtsbewusstsein?«, in:Geschichte lernen 52 (1996),
15–19, 16; EugenKotte, »Geschichtswissenschaftliche und geschichtsdidaktischeMythos-
forschung«, in: Jürgen Joachimsthaler undEugenKotte (Hg.),Kulturwissenschaften. Kon-
zepte verschiedener Disziplinen, München: Meidenbauer, 2010, 103–125; Hans Jürgen
Pandel,Historisches Erzählen. Narrativität im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts: Wo-
chenschauVerlag, 2010, 72.
23 Rüsen, Geschichtskultur, 514. Seit 2013 differenziert Rüsen fünf Dimensionen der Ge-
schichtskulturund führt zusätzlichzudenbestehendeneinemoralischeundeine religiöse
Dimension ein. Dabei stellt er fest, dass für die Verortung der InstitutionGeschichtswis-
senschaft inderGeschichtskulturdie erstendrei »maßgebend« sind; JörnRüsen,Historik.
TheoriederGeschichtswissenschaft,Köln/Weimar/Wien:Böhlau, 2013, 235.
HistorischDenken lernenmitdemMythosMartinBehaim 95
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY
back to the
book Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern - Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag"
Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
- Title
- Mythen in deutschsprachigen Geschichtsschulbüchern
- Subtitle
- Von Marathon bis zum Élyseée-Vertrag
- Authors
- Roland Bernhard
- Susanne Grindel
- Felix Hinz
- Editor
- Christoph Kühberger
- Publisher
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-0686-6
- Size
- 15.5 x 23.2 cm
- Pages
- 294
- Category
- Lehrbücher