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Jedenfalls sei in diesem Konnex, in Anbetracht der wenigen erhalten gebliebenen
rudimentĂ€ren StĂŒcke, ein Blick auf die adelige Wohnkultur jener Zeit geworfen und
bemerkt, dass im 16. Jh, im Zusammentreffen der Renaissance mit der aus Italien
kommenden âantikischen Manierâ der Architektur, eine bis heute einzigartige BlĂŒte
auf dem Gebiet der Möbelerzeugung auftrat, welche durch die Migration der
Handwerker weite Verbreitung fand. Sie brachte die völlige Auflösung der glatten
Möbelfronten mit sich, und zwar durch die Tiefenwirkung verschiedenfarbiger,
kunstvoller Einlegearbeiten, durch Fassadentischlerei (AnhÀufung von plastischen
Architekturelementen) sowie durch starke Betonung der Ornamentik (Grotesken,
Rollwerk, Beschlagwerk, Schweifwerk, Knorpelwerk), wie sie spÀter auch von
Schloss Hagen berichtet und zum Teil fotografisch festgehalten wurden. Zentren der
auslĂ€ndischen Möbelerzeugung des 16. Jhs befanden sich in NĂŒrnberg, Augsburg
und Ulm, in Tirol und Oberösterreich. Handwerkliche Perfektion und VirtuositÀt, die
Dekoration betonend, verlieh den Möbeln Àsthetische Eigenwerte von bisher
unbekanntem AusmaĂ. Die speziellen Prunk- und SchaustĂŒcke setzen sich als
adelige Kunstrichtung deutlich von volkstĂŒmlichen MöbelstĂŒcken ab, was auch in der
obgenannten Legende zum Ausdruck kam. Sie ebneten die Wege fĂŒr den Barockstil
und traten vielfach durch den Einsatz exotischer Hölzer, kostbarer holzfremder
Materialien wie Halbedelstein, Perlmutt, Bronze etc hervor, oder durch die
Verwendung von Farben, speziellen Textilstoffen fĂŒr bezogene Sitzmöbel usw. Dies
wiederum förderte die Bewahrung zahlreicher manieristischer Möbel. Der adelige
Auftraggeber gab bestimmte Vorstellungen, Funktionen, ReprÀsentationsmerkmale
vor, baute dadurch emotionale Beziehungen zum betreffenden MöbelstĂŒck auf, was
sich ua in Sondermerkmalen manifestierte, zB persönlichen Initialen, der
Jahresangabe der Hochzeit, Wappen, SinnsprĂŒchen etc.466 Hier sei auf das bereits
erwĂ€hnte âSEâ Stefan Engls verwiesen. 467 Auch die im 18. Jh auf dem âClamÂŽschen
Wanderaltarâ des Schlosses Hagen angebrachten Initialen âNCâ fĂŒr Nicolaus von
Clam fĂŒgen sich in diesen Zusammenhang.468
Zur Gruppe der Hochzeitsmöbel zÀhlten Bett und Verwahrungsmöbel, also Truhen
und SchrĂ€nke. Oft bestanden die SchrĂ€nke des 16. Jhs aus zwei ĂŒbereinander
gestellten Truhen, was zuweilen durch die an Ober- und Unterteil angebrachten
Eisengriffe deutlich wird, die fĂŒr Beweglichkeit des Mobiliars erforderlich waren. Die
Truhe, lange Zeit hindurch das wichtigste Aufbewahrungsmöbel, ermöglichte
aufgrund ihrer Proportion in erster Linie nur liegendes Aufbewahren, was schlieĂlich
den Kleiderkasten förderte. Im Schloss Hagen existierten laut Burgstaller und den
erhaltenen Fotoaufnahmen, Truhen aller Art, ua eine âbesonders alteâ mit schönen
EisenbeschlÀgen, die laut WeingÀrtner eine Hochzeitstruhe gewesen sein soll.469
Burgstaller erinnerte sich ferner an auĂergewöhnliche KĂ€sten, von WeingĂ€rtner und
Wacha dem 16. Jh zugeordnet, mit gedrechselten schraubenartig gewundenen
SĂ€ulen, andere mit einem durchbrochenen Zieraufsatz, oder mit architektonisch
anmutendem Kranzgesims, Intarsien auf den TĂŒrfĂŒllungen, manche waren laut
Wacha stilistisch der Renaissance zuzuordnen, andere erschienen als eine
Mischung des Renaissance- und Barockstils, wieder andere als rein barock, und dies
in vielerlei GröĂen, Holzarten, und Verarbeitungsformen. 470
466
AK Adel im Wandel, 232 f.
467
OĂLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 30. SchĂ€ffer, MerkwĂŒrdiges aus dem Hagen/Linz, 43 ff. SchĂ€ffer, SchloĂ
Hagen bei Linz, 167 f.
468
Reder, PI 22. Oktober 1998. SchÀffer, GHft Hagen, Bd I, Bd II (Ms).
469
Burgstaller, PI 4. April 1999.
470
Wacha, PI 5. November 2001; 14. JĂ€nner 2002. Burgstaller, PI 4. April 1999. AK Adel im Wandel, 227 ff.
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book Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)"
Niclas Khueperger
(1531 bis 1597)
BĂŒrgermeister der Stadt Linz zur Zeit der Reformation und Gegenreformation
- Title
- Niclas Khueperger
- Subtitle
- (1531 bis 1597)
- Author
- Hanna und Herbert SchÀffer
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Linz
- Date
- 2013/2015
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.0 cm
- Pages
- 162
- Category
- Geographie, Land und Leute