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Niclas Khueperger - (1531 bis 1597)
Seite - 88 -
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88 Jedenfalls sei in diesem Konnex, in Anbetracht der wenigen erhalten gebliebenen rudimentären Stücke, ein Blick auf die adelige Wohnkultur jener Zeit geworfen und bemerkt, dass im 16. Jh, im Zusammentreffen der Renaissance mit der aus Italien kommenden „antikischen Manier“ der Architektur, eine bis heute einzigartige Blüte auf dem Gebiet der Möbelerzeugung auftrat, welche durch die Migration der Handwerker weite Verbreitung fand. Sie brachte die völlige Auflösung der glatten Möbelfronten mit sich, und zwar durch die Tiefenwirkung verschiedenfarbiger, kunstvoller Einlegearbeiten, durch Fassadentischlerei (Anhäufung von plastischen Architekturelementen) sowie durch starke Betonung der Ornamentik (Grotesken, Rollwerk, Beschlagwerk, Schweifwerk, Knorpelwerk), wie sie später auch von Schloss Hagen berichtet und zum Teil fotografisch festgehalten wurden. Zentren der ausländischen Möbelerzeugung des 16. Jhs befanden sich in Nürnberg, Augsburg und Ulm, in Tirol und Oberösterreich. Handwerkliche Perfektion und Virtuosität, die Dekoration betonend, verlieh den Möbeln ästhetische Eigenwerte von bisher unbekanntem Ausmaß. Die speziellen Prunk- und Schaustücke setzen sich als adelige Kunstrichtung deutlich von volkstümlichen Möbelstücken ab, was auch in der obgenannten Legende zum Ausdruck kam. Sie ebneten die Wege für den Barockstil und traten vielfach durch den Einsatz exotischer Hölzer, kostbarer holzfremder Materialien wie Halbedelstein, Perlmutt, Bronze etc hervor, oder durch die Verwendung von Farben, speziellen Textilstoffen für bezogene Sitzmöbel usw. Dies wiederum förderte die Bewahrung zahlreicher manieristischer Möbel. Der adelige Auftraggeber gab bestimmte Vorstellungen, Funktionen, Repräsentationsmerkmale vor, baute dadurch emotionale Beziehungen zum betreffenden Möbelstück auf, was sich ua in Sondermerkmalen manifestierte, zB persönlichen Initialen, der Jahresangabe der Hochzeit, Wappen, Sinnsprüchen etc.466 Hier sei auf das bereits erwähnte „SE“ Stefan Engls verwiesen. 467 Auch die im 18. Jh auf dem „Clam´schen Wanderaltar“ des Schlosses Hagen angebrachten Initialen „NC“ für Nicolaus von Clam fügen sich in diesen Zusammenhang.468 Zur Gruppe der Hochzeitsmöbel zählten Bett und Verwahrungsmöbel, also Truhen und Schränke. Oft bestanden die Schränke des 16. Jhs aus zwei übereinander gestellten Truhen, was zuweilen durch die an Ober- und Unterteil angebrachten Eisengriffe deutlich wird, die für Beweglichkeit des Mobiliars erforderlich waren. Die Truhe, lange Zeit hindurch das wichtigste Aufbewahrungsmöbel, ermöglichte aufgrund ihrer Proportion in erster Linie nur liegendes Aufbewahren, was schließlich den Kleiderkasten förderte. Im Schloss Hagen existierten laut Burgstaller und den erhaltenen Fotoaufnahmen, Truhen aller Art, ua eine „besonders alte“ mit schönen Eisenbeschlägen, die laut Weingärtner eine Hochzeitstruhe gewesen sein soll.469 Burgstaller erinnerte sich ferner an außergewöhnliche Kästen, von Weingärtner und Wacha dem 16. Jh zugeordnet, mit gedrechselten schraubenartig gewundenen Säulen, andere mit einem durchbrochenen Zieraufsatz, oder mit architektonisch anmutendem Kranzgesims, Intarsien auf den Türfüllungen, manche waren laut Wacha stilistisch der Renaissance zuzuordnen, andere erschienen als eine Mischung des Renaissance- und Barockstils, wieder andere als rein barock, und dies in vielerlei Größen, Holzarten, und Verarbeitungsformen. 470 466 AK Adel im Wandel, 232 f. 467 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 30. Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 43 ff. Schäffer, Schloß Hagen bei Linz, 167 f. 468 Reder, PI 22. Oktober 1998. Schäffer, GHft Hagen, Bd I, Bd II (Ms). 469 Burgstaller, PI 4. April 1999. 470 Wacha, PI 5. November 2001; 14. Jänner 2002. Burgstaller, PI 4. April 1999. AK Adel im Wandel, 227 ff.
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Niclas Khueperger (1531 bis 1597)
Bürgermeister der Stadt Linz zur Zeit der Reformation und Gegenreformation
Titel
Niclas Khueperger
Untertitel
(1531 bis 1597)
Autor
Hanna und Herbert Schäffer
Verlag
Eigenverlag
Ort
Linz
Datum
2013/2015
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.0 cm
Seiten
162
Kategorie
Geographie, Land und Leute
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