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Vor 1918
Österreichische Bürgerkunde
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XL. Stand, Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung. 175 bewegung der öffentlichen Verwaltung wichtige Aufgaben. Durch die zu- nehmende Industrialisierung unserer Volkswirtschaft ist die i n n e r eWan d e r- bewegung gewaltig verstärkt worden. Sie hat fast die ganze Volkszunahme der letzten Jahrzehnte von der Landwirtschaft weg der Industrie und den städti- schenBerufenzugeführtundsie damitauchausdem flachenLande in die Städte und Industrieorte versetzt. Hier hat sie örtliche Übervölkerung, zeitweilig wohl auch Arbeitslosigkeit, fast überall Wohnungsnot und andere Gefährdungen der Gesund- heit, Sittlichkeit und Arbeitskraft, auf dem flachen Lande aber Arbeitermangel mit sich gebracht. Diesen Übeln durch Verwaltungsmaßnahmen zu begegnen gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben einerseits der Agrarpolitik^), andererseits der städtischen Verwaltungskunst^). Die Auswanderung in andere europäische Staaten und in überseeische Länder entzieht der österreichisch-ungarischen Monarchie zahlreiche wertvolle Arbeitskräfte^). Sie wii'd veranlaßt durch die— oft trügerische— Hoffnung, im Auslande bessere Arbeits-und Lebensbedingungen zu finden wie imVaterlande und daheram erfolgreichsten bekämpft durch die Besserung der inländischen Erwerbs- verhältnisse. Hierauf hat der Staat keinen direktenEinfluß : dasProblemmündet in die allgemeine Sozial- und Wii'tschaftspolitik. Vor leichtfertiger Auswanderung wird gewarnt durch die Veröffentlichung der Konsularberichte über die Lage des Arbeitsmarktes und die wii-tschaftlichen Aussichten in den Einwanderungsländern. Der Betrieb von Auswanderungsgeschäften und die Verleitung zur Auswanderung unter Vorspiegelung falscher Tatsachen oder anderer auf Täuschung berechneter Mittel wird als Vergehen bestraft. Im Auslande stehen die Auswanderer, solange sie die heimatliche Staatsbürgerschaft nicht verloren haben, unter dem Schutz der österreichisch-ungarischen Konsulate. Es gehört mit zu den wichtigsten aber auch schwierigsten Aufgaben der Auswanderungspolitik, die Auswanderer in Ver- bindung mit dem Heimatlande zu erhalten, ihre Niederlassungen zu organisieren und sie so in den Dienst der auswärtigen Handelsinteressen zu stellen. 2. Die Sicherheitspolizei. In den Verwaltungsmaßnahmen, die den Schutz der einzelnen Personen, des Eigentums und der öffentlichen Ordnung vor Störungen bezwecken, tritt die obrigkeitliche Zwangsgewalt so sehr hervor, daß man den Inbegriff dieser Maß- nahmen alsSicherheitspolizei zu bezeichnen pflegt*). VondiesenMaßnahmen stehen einige inVerbindung mitder ebenbesprochenenWanderbewegung : durch das Meldewesen wird dafür gesorgt, daß jeder zu amtlichen oder privatenZwecken aufgefunden werden könne; Legitimationspapiere verschiedener Art bescheinigen die Identität der Person ; füi' Reisen in manche auswärtigen Staaten sindPässe erforderlich. ^)Vergl. dasXLIII. Kapitel.— ^)Vergl.insbesondereüberdieWohnungsfrage S. 178. — ')Wie beträchtlich die Auswanderung aus der Österreichisch-ungarischen Monarchie ist, zeigen die fol- genden Zahlen. Über sämtliche europäische Häfen sind 1909 258.390 Österreicher und Ungarn, in den sechs Jahren 1904—1909 nahezu 1'5 Millionen Personen ausgewandert. Die überwiegende Mehrzahl hat sich nach den Vereinigten Staaten von Amerika gewendet. Auch die Auswanderung in europäische Staaten ist beträchtlich. Bei der Volkszählungim Jahre 1905 wirden im Deutschen Reiche 493.872 österreichische und 31.949 ungarische Staatsangehörige ermittelt. — *) Über den Begriff der Polizei vergl. oben S. 160 f.
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Österreichische Bürgerkunde
Title
Österreichische Bürgerkunde
Author
Heinrich Rauchberg
Publisher
Verlag von F. Tempsky
Location
Wien
Date
1911
Language
German
License
PD
Size
16.4 x 24.0 cm
Pages
278
Categories
Geschichte Vor 1918
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