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Vor 1918
Österreichische Bürgerkunde
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Page - 181 - in Österreichische Bürgerkunde

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XLI. Die Unterrichtsverwaltung. 181 gegebene Unterschied zwischen den Universitäten und den technischen Hoch- schulen liegt nicht nur in ihrer Organisation und in den Lehrgegenständen, sondern vor allem in der Richtung und im Geiste ihres Studienbetriebes : a.n der Universität vorausum der wissenschaftlichen Erkenntnis und Ausbildung^), an den technischen Hochschulen um der theoretischen Vorbereitung zu den technischen Berufen willen^). Die Fachschulen haben die Aufgabe, unmittelbar zu technisch-wirt- schaftlicher Erwerbstätigkeit vorzubereiten. Unter ihnen nehmen die staatlichen Gewerbeschulen eine hervorragende Stellung ein. Als höhere Gewerbeschulen (technische Mittelschulen) sind sie auf vierjährigen, als Werkmeisterschulen auf zweijährigen Unterricht berechnet; außerdem bestehen zahlreiche staatliche Fach- schulen für einzelne gewerbliche Zweige, deren Einrichtung sich ihren besonderen Bedürfnissen anpaßt, und mannigfache andere Einrichtungen zur Förderung der gewerblichen Ausbildung. Soweit dadurch für das besondere Bildungsbedürfnis einzelner Fachkreise nichtvorgesorgt ist, bleibt dessen Befriedigung den beteiligten Interessenorganisationen überlassen; auch wird es durch zahlreiche Privatlehr- anstalten wahrgenommen. Zum Schluß noch eine Bemerkung über die Auswahl der Bildungswege. Die grundgesetzlich gewährleistete Lehr- und Lernfreiheit^) bringt es mit sich, daß jedermann lehren und lernen kann, was er will, wenn nur jenes Mindestmaß von Wissen und Bildung erreicht wkd, das der Schulzwang sicherstellt. Aber durch die Lehrpläne und das Prüfungswesen der öffentlichen Schulen, durch die Anforderungen des Berufslebens, insbesondere des Staates und der Selbstverwal- tungskörper hinsichtlich der Vorbildung ihrer Beamten und für gewisse gelehrte Berufe ist eine Gewähr für eine ausreichende und innerhalb jedes Faches ziemlich gleichmäßige Ausbildung des Nachwuchses gegeben. Andere Fragen sind freilich die, ob jene Ausbildung den Anforderungen der einzelnen Berufe und des Lebens vollkommen entspricht, und ob die Zahl derjenigen, die für die einzelnen Berufe vorgebildet werden, im richtigen Verhältnisse zur Aufnahmsfähigkeit dieser Berufe steht. Die erste Frage wird eine sorgsame Unterrichtspolitik immer wieder aufs neue erwägen; vor die zweite sieht sich jeder gestellt, der den Bildungsweg im Hinblick auf seinen zukünftigen Beruf zu wählen hat. Die in weiten Kreisen bestehende Überschätzung der sogenannten gelehrten Berufe und der Wunsch, durch einefeste Anstellung „versorgt" zu sein, bringen es mit sich, daß die Mittel- und Hochschulen den Berufen, zu welchen sie vorbilden, erheblich mehr Jünglinge zuführen, als in diesen Berufen unterkommen können. Da ist es nicht überflüssig, daran zu erinnern, um wie viel weitere und mannigfachere Möglichkeiten sich dem Tüchtigen im wirtschaftlichen Leben eröffnen. Dem Einzelnen wie der Gesamtheit ist besser gedient, wenn diese Möglichkeiten mit frischem Mute und ohne veraltete Vorurteile ergriffen, die gelehrten Berufe aber jenen überlassen werden, die sich ihnen aus innerem Drange zuwenden wollen. 1) Vergl. Fr. P a u 1 s e n, Die deutschen Universitäten und das Universitätsstudium, Berlin 1902, und Th. Ziegler, Der deutsche Student am Ende des 19. Jahrhunderts. 10. Aufl., Leipzig 1908.— ^) Eine statistische Übersicht über die Zahl, die Lehrkräfte und den Besuch der verschiedenen Unterrichtsanstalten in Österreich enthält die obere Hälfte der Tabelle 15 des Anhangs.— ^i Vergl. oben S. laS,
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Österreichische Bürgerkunde
Title
Österreichische Bürgerkunde
Author
Heinrich Rauchberg
Publisher
Verlag von F. Tempsky
Location
Wien
Date
1911
Language
German
License
PD
Size
16.4 x 24.0 cm
Pages
278
Categories
Geschichte Vor 1918
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