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Vorwort
Mit dem im Brief genannten Stück ist mit Sicherheit Himmelwärts gemeint. Der zi-
tierte Brief Horváths wird in einem Schreiben des Neuen Bühnenverlags vom
24. Juni 1934 an den Reichsdramaturgen Rainer Schlösser zur Gänze wiedergege-
ben. Das Original des Horváth-Briefs ist verschollen. In dem Schreiben bestätigt der
Verlag, dass man Horváth in den „Kreis der Mitarbeiter“ aufgenommen habe, nach-
dem man sich davon überzeugt habe, dass das „unschöne Gerede“, das über den Au-
tor „hie und da“ zu hören gewesen sei, „jeder Grundlage entbehr[e]“.57 Als Beweis
dafür wird der genannte Brief Horváths an den Verlag angeführt, in dem sich der
Autor „zum mächtigen deutschen Kulturkreis“ bekennt und von sich selbst sagt,
dass er kein Kommunist und im Ausland immer für Deutschland eingetreten sei. Ab-
schließend drückt er seine Hoffnung aus, „am Wiederaufbau Deutschlands“ mitar-
beiten zu können.58
Die reichsdeutschen Bühnen blieben Horváth jedoch trotz der Mitgliedschaft beim
RDS, trotz des Vertrags mit dem Neuen Bühnenverlag und trotz seiner Anbiederung
an die neuen Machthaber in weiterer Folge verschlossen. Der Autor war, wie das oben
zitierte Schreiben an den Neuen Bühnenverlag zeigt, mindestens bis Ende Juni 1934
damit beschäftigt, Aufführungsmöglichkeiten für seine Stücke im Deutschen Reich
zu erwirken. Doch war dieses Bemühen erfolglos. Zwar wurde Himmelwärts noch im
Sommer oder Herbst 1934 vom Neuen Bühnenverlag als maschinenschriftliches
Stammbuch vervielfältigt, aber zu einer Uraufführung des Stückes im Deutschen
Reich kam es nicht. Erst 1935 kehrte Horváth dem Deutschen Reich bewusst den Rü-
cken und zahlte auch keine Mitgliedsbeiträge für die Reichsschrifttumskammer
mehr. Zürich, Wien und Prag, das waren die Orte der wichtigsten Uraufführungen
Horváths nach 1933 (Hin und her, Mit dem Kopf durch die Wand, Glaube Liebe Hoff-
nung, Figaro läßt sich scheiden und Ein Dorf ohne Männer). Berlin war für den Büh-
nenautor Horváth unerreichbar geworden.
Die Uraufführung von Himmelwärts fand so erst einige Jahre später, nämlich am
5. Dezember 1937, an der Freien Bühne in der Komödie in Wien statt. Regie führte
Peter Michael. Die Aufführung folgte einer ‚autorisierten Bühnenbearbeitung‘ durch
Philipp von Zeska mit Gesangstexten desselben, die von J. C. Knaflitsch vertont wur-
den. Das Bühnenbild stammte von Otto Liewehr. In den Hauptrollen spielten Jane
Maria Talmar (Luise), Egon Sala (Hilfsregisseur Lauterbach), Eduard Loibner (Petrus/
Bühnenportier), Peter Preses (Teufel), Kurt Labatt (Intendant), Paula Janower (Frau
Steinthaler) und Hugo Riedl (Herr Steinthaler).59 Der ‚autorisierten Bühnenbearbei-
tung‘ Philipp von Zeskas lag offensichtlich die Fassung des Stammbuchs des Neuen
Bühnenverlags zugrunde, wie sich aus den handschriftlichen Eintragungen in diesem
eindeutig schließen lässt. So ist etwa auf S. 1 des Stammbuchs der Name des Büh-
nenbildners „Liewehr“ inklusive einer Telefonnummer vermerkt. Außerdem entspre-
chen die Eintragungen der Schauspielernamen in der Figurenliste jenen der Urauf-
führung. Horváth fertigte überdies selbst einige neue Szenen für die Uraufführung
nicht, wie dort angegeben, in der Akte Horváth der Reichskulturkammer im Deutschen Bundes-
archiv, sondern entstammt einer Sammlung zu „Einzelfällen“ in der Theaterabteilung des Mi-
nisteriums für Volksaufklärung und Propaganda, vgl. Deutsches Bundesarchiv, R 55/20168.
57 Ebd.
58 Ebd.
59 Vgl. KW7, S.446, dort allerdings mit der irrigen Zuweisung Lobiners in die Rolle eines (nicht im
Stück vorgesehenen) „Gerichtsdieners“. Vgl. zur Besetzung auch die hs. Eintragungen im
Stammbuch sowie die zeitgenössischen Kritiken im Folgenden.
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Volume 1
- Title
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Subtitle
- Historisch-kritische Edition
- Volume
- 1
- Author
- Ödön von Horváth
- Editor
- Klaus Kastberger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 338
- Categories
- Weiteres Belletristik