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Vorwort
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an, die im Konvolut von K2 versammelt sind.60 Die Einfügung dieser Szenen in den
Text des Stammbuchs ist dort jeweils durch eine eindeutige handschriftliche Markie-
rung mit Buntstift oder Bleistift ausgewiesen.61
Die Besprechungen der Uraufführung in den Wiener Zeitungen waren großteils po-
sitiv, wenn auch nicht gerade euphorisch. ImNeuen Wiener Journal schrieb etwa Fe-
lix Fischer: „Die ‚Freie Bühne‘ in der Komödie fährt fort, interessante Stücke zu spie-
len, die auf den großen Bühnen keinen Platz finden konnten.“62 Doch er relativiert
die Kategorisierung von Himmelwärts als „interessante[s] Stück“ sogleich wieder,
wenn er schreibt:
Es scheint freilich begreiflich, daß das Lustspiel mit Musik „Himmelwärts“ von Oedön v. Hor-
vath von den Wiener Theaterleitern zurückgewiesen wurde, denn der Witz, der sich an dem Bei-
spiel der Karriere einer Opernsängerin um Himmel, Erde und Hölle rankt, ist denn doch etwas zu
schal.63
Was Fischer jedoch positiv hervorhebt, sind die Schauspielerleistungen, die „zum Teil
aufsehenerregen[d]“ gewesen seien und die „amüsant[e] Drei-Etagen-Dekoration
von Otto Liewehr“64, die Horváths Szenenanweisung „Die Bühne ist in drei überei-
nanderliegende Teile geteilt, und zwar: Himmel, Erde, Hölle“ (K1/TS7/A2/SB Bühnen-
verlag 1934, o. Pag (S. 3)) offensichtlich getreu umsetzte.
Andere Besprechungen erschienen etwa im „Wiener Montagblatt“Der Morgen. Lud-
wig Ullmann kategorisiert dort Horváths „Singspiel“ als „halb Wedekind, halb Ben-
atzky“.65 Knaflitschs Musik sei nur „harmlos sarkasti[sch]“, und auch für das Stück
findet Ullmann nur mäßiges Lob:
Horvath hat Schärferes geschrieben und bitterer Geätztes. Hier spielt er zwischen Himmel, Erde
und Fegefeuer mit einem klugen und volkstümlich korrekten Märchenspott und produziert Ge-
stalten wie Aussprüche, die auf eine intellektuelle Art populär sind. Mit erheblich viel Geist wird
Einfalt wie Drastik angerichtet. Und hinter den ganzen Bilderbogen solch kritischen Humors
leuchtet die gute alte Theatersonne der Rührseligkeit, was die Aufführung der „Freien Bühne“
(Regie Peter Michael) auch optisch durch eine glückliche Mischung aus Stilbühne und Ausstat-
tungsmangel leidlich witzig ausdrückt.66
Den größten Applaus erntet wieder ein Schauspieler, und zwar Eduard Loibner mit
seiner Darstellung des Bühnenportiers und des Petrus; Ullmann bezeichnet Loibner
gar, mit einem ironischen Augenzwinkern hinsichtlich Autor, Regie und Musik, als
den „großartigste[n] Avantgardist[en]“ der Inszenierung.67
ImWiener Tag schreibt Oskar Maurus Fontana davon, dass Horváths Märchen „noch
ein Versprechen, wohl amüsant und oft zündend, aber als Ganzes noch zerflatternd
und sucherisch“ sei.68 Die Wortwahl erinnert in einigem an frühe Kritiken zu Hor-
60 Es handelt sich um die Fassungen K2/TS1–TS6.
61 Vgl. dazu auch das „Chronologische Verzeichnis“ in diesem Band, S. 321.
62 Felix Fischer: Lustspielpremiere der „Freien Bühne“. In: Neues Wiener Journal, 7.12.1937.
63 Ebd.
64 Ebd.
65 l. u. [i.e. Ludwig Ullmann]: Sonntag mittag: Horvath-Premiere. In: Der Morgen. Wiener Mon-
tagblatt, 6.12.1937.
66 Ebd.
67 Ebd.
68 o. m. f. [i.e. Oskar Maurus Fontana]: „Himmelwärts“. Freie Bühne in der Komödie. In: Der Wie-
ner Tag, 7.12.1937.
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Volume 1
- Title
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Subtitle
- Historisch-kritische Edition
- Volume
- 1
- Author
- Ödön von Horváth
- Editor
- Klaus Kastberger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 338
- Categories
- Weiteres Belletristik