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JULIUS CAESAR (unterschreibt sich und ab.)
AUTOGRAMMJÄGER Vergelts Gott! (Er reibt sich zufrieden die Hände.)
FRAU STEINTHALER (kommt aufgeregt glücklich.) Herr Autogrammjäger! Habens
denn nirgends den Sankt Petrus gesehn?
AUTOGRAMMJÄGER Nein.
FRAU STEINTHALER Ich bin nämlich erhört worden, erhört!
AUTOGRAMMJÄGER (beiseite) Oh, diese Weiber! Selbst im Himmel gehens mir auf die
Nerven!
FRAU STEINTHALER Ich bin nämlich direkt zum lieben Gott gegangen, und wie ich
angefangen hab zu reden, da hat er mich gleich unterbrochen und hat gesagt, er
weiß schon alles von der Luise. Und er hat mich gefragt, ob mir denn mein armer
Mann, der in der Höll sitzt, nicht auch leid tut, obwohl er immer das ganze Geld
ins Wirtshaus getragen hat. Und wie mich der liebe Gott so gefragt hat, da tat es
mir auf einmal so weh um meinen Mann, und ich hab es bereut, dass ich ihm die
Höll gegönnt hab – und plötzlich hab ich bemerkt, wieviel Flecken noch an mir
sind, und was das für eine große Gnade ist, daß überhaupt einer von uns hier sein
darf. Und da hab ich den lieben Gott gebeten, daß er meinen Mann erlöst – und
jetzt ist endlich Frieden in mir.
AUTOGRAMMJÄGER Ich bitt Sie, störens mich nicht! Sie sehen doch, daß ich da meine
Sachen ordne!
FRAU STEINTHALER (lächelt still.) Sie habens auch noch nicht erfasst.
AUTOGRAMMJÄGER Was?
FRAU STEINTHALER Dass man sich um die andern kümmern soll, um nicht gestört zu
werden– (Sie nickt ihm freundlich zu und ab.)
(Dunkel)
IX.
Auf der Erde.
LUISE sitzt noch immer über die Tischplatte gebeugt im Café.
LAUTERBACH (erscheint wieder und berührt ihren Arm.) Fräulein! Kommens, ge-
hens!
LUISE (sieht ihn groß an.)
LAUTERBACH Ich habs mir nämlich überlegt! Ich werd doch da nicht die Polizei we-
gen der paar Groschen! Gehens zu! Was schauns mich denn so komisch an?
LUISE Weil Sie mir plötzlich so bekannt vorkommen –
LAUTERBACH Möglich! Man trifft sich oft und denkt sich nichts, und später fällts erst
einem ein, daß man sich hätt was denken sollen. Vielleicht sind Sie die, an die ich
mich jetzt nicht mehr erinner.
LUISE (lächelt.) Das ist mir zu hoch.
LAUTERBACH Mir auch. Komisch.
LUISE Auch das.
(Stille)
LAUTERBACH An wen habens denn da geschrieben? An den Herrn Gemahl?
LUISE (lächelt wieder.) Fast.
LAUTERBACH Tät mich wundern! Sie kommen mir nämlich so ungebunden vor.
LUISE Ich hab schon mein Teil hinter mir.
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Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Volume 1
- Title
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Subtitle
- Historisch-kritische Edition
- Volume
- 1
- Author
- Ödön von Horváth
- Editor
- Klaus Kastberger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 338
- Categories
- Weiteres Belletristik