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Vorarbeit 1
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ausgeübt hat, trifft sie mit dem Ingenieur und dem Mechaniker (beide seit E2 belegt)
zusammen. Diesen erklärt sie in einem langen Monolog, dass die Bewohner Arka-
diens, die „äusser[e] Natur“ und auch teilweise die „innere Natur“ (vgl. VA2/E5, E13
und TS7/A4) überwunden hätten. Schließlich gesteht sie aber den beiden zu, dass es
immer noch den „Mordtrieb“ und „Raufereien“ gebe, und dass sie eigentlich noch ge-
nau wie die Erdenbewohner „Urmenschen“ seien. In einer später hinzugefügten Ein-
tragung heißt es: „Wir haben das perpetuum mobile erfunden“ (vgl. E10 und E11).
Zu BS 41 a, Bl. 8 folgt dann zunächst die Fortsetzung auf BS 41 a, Bl. 18, die ge-
meinsam E30 bilden. Auf die Bilder „Denkmalsenthüllung“ und „Wolke – Palast“ fol-
gen in diesem Fall: „Feinmechaniker: (frisst masslos)“, „Männer beschweren sich bei
der Königin“, „Das Fest“, „Sturz des Feinmechanikers“ und „Denkmal“. E30 kreist neu-
erlich um die Idee des Kapitalismus. Diesmal ist es der Feinmechaniker, der einen
„Oberspiesser“ zum Kapitalismus verführen soll. Horváth versieht diesen Eintrag je-
doch mit Fragezeichen. Die im vierten Bild erwähnten Männer, die sich beschweren,
gehen auf E7 zurück und finden sich allenthalben in VA1(vgl. weiters E10, E16, E18, E26,
E28, E29 und E31). Das Bild „Fest“ im fünften Bild findet sich erstmals in E6(dort al-
lerdings im sechsten Bild; vgl. auch E7, E10, E13, E16, E18, E27–E29 und E31). Der „Sturz
des Feinmechanikers“ im sechsten Bild erinnert an die „Ausweisung des Mechani-
kers“ von E27 und unterstreicht die genetische Nähe zu diesem Strukturplan. Das
Schlussbild von E30 „Denkmal“ ist charakteristisch für die Entwürfe von VA1 (vgl.
E5–E8, E10, E11, E13, E16, E18, E19, E24, E27–E29 und E31).
Statt Bl. 18 folgt in E31 BS 41 a, Bl. 19 auf Bl. 8.Man hat hier also von einem an-
satzähnlichen Austausch von Blättern auszugehen (vgl. auch VA2/E15–E18). Auf Bl. 19
arbeitet Horváth das dritte Bild der siebenteiligen Struktur aus. Hier sind sowohl
Merkl als auch der Feinmechaniker vertreten. Die Schwärmerei der „Weiber“ für die
beiden geht auf E6 zurück und findet sich allenthalben in den Strukturplänen von
VA1 (vgl. auch E7, E8, E13, E16, E18, E27, E29 undE30). Dass Merkl den „Kapitalismus“
durchsetzen will, taucht in ähnlicher Form bereits in E27 bzw. E30 auf, ist dort aber
auf den (Fein-)Mechaniker bezogen. Dies ist ein weiterer Beleg für die Tatsache, dass
Horváth in der Genese der VA1 immer wieder den einen gegen den anderen aus-
tauscht. Horváth streicht diesen ersten Eintrag zum dritten Bild wieder und ver-
merkt dazu schließlich nur „Merkls kapitalistisches Experiment“. Dieses wird auf dem
unteren Teil von Bl. 19 neu ausgearbeitet. In der Regieanweisung zu Merkl heißt es
dort: „(lässt sich die maschinelle Seite erklären)“. Neuerlich wird Merkl mit dem Ka-
pitalismus in Zusammenhang gebracht, wenn er seine „kapitalistische[n] Wünsche“
äußert (vgl. E27 und E30, dort aber auf den Mechaniker bezogen). Gegenüber einem
„Buckligen“ postuliert er in einer dazu notierten Dialogskizze die mächtige Wirkung
des „Pendels“ (vgl. E10, E13, E28 und E29), mit dem nicht nur alle Frauen zu haben
seien, sondern durch das man auch die Regierungsgeschäfte übernehmen könne.
Der Dialog zwischen dem Buckligen und Merkl auf Bl. 19 wird, wie ein dort am
Blattende eingetragener Pfeil andeutet, auf BS41a, Bl. 20 fortgesetzt, das ebenfalls
zu E31 zählt. Im weiteren Dialogtext erscheinen Merkl, ein General, das Volk, eine
Frau und die Königin. Der General charakterisiert sich in seiner Rede als kriegslüs-
tern, und Merkl verspricht ihm einen Krieg. Er verkündet dem Volk: „Eine neue Epo-
che ist angebrochen in Arkadien! Wir haben den Pendel und der Pendel hat uns! Wir
versprechen Euch Siege! Undsoweiter! Schluss mit diesem langweiligen Leben!“ Wie-
der spielt also das bzw. der Pendel eine zentrale Rolle. Als einer gegen den Krieg auf-
tritt, ergreift eine Frau das Wort und meint, dass der „Wert der Frau“ erst wieder
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
Historisch-kritische Edition, Volume 1
- Title
- Wiener Ausgabe sämtlicher Werke
- Subtitle
- Historisch-kritische Edition
- Volume
- 1
- Author
- Ödön von Horváth
- Editor
- Klaus Kastberger
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-058470-7
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 338
- Categories
- Weiteres Belletristik