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Einleitung 11
zahlreiche Aktivistinnen der historischen Frauenbewegung aufgenommen, weiters Frauen,
die in karitativen bzw. Wohltätigkeitsvereinen ihren Wirkungsbereich hatten, in Namenslis-
ten von Interessensgemeinschaften wie der „Vereinigung der Künstlerinnen Österreichs“ zu
finden waren oder als Mitglieder der „Wiener Werkstätte“ aufscheinen. Zahlreich sind auch
jene Frauen, die in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen Widerstand gegen den Natio-
nalsozialismus geleistet haben.
Theorie und Methode
Um eine höchstmögliche geschlechterrelevante Differenzierung zu ermöglichen, stand am
Beginn die kritische Auseinandersetzung mit den an männlichen Lebensläufen orientier-
ten Dokumentationsmodellen. Die Entwicklung des biografiA-Kategorienschemas orien-
tierte sich an den theoretischen Überlegungen zu einer feministisch orientierten Biografie-
forschung und hatte den Anspruch, die in der Gesellschaft offenkundigen Unterschiede von
Männer- und Frauenleben erkennbar zu machen. Veränderungen im weiblichen Lebenslauf
durch Bildung, Erwerbsarbeit und Familie sollten dokumentierbar werden und im Weite-
ren eine feministische, geschlechtssensible Biografieanalyse ermöglichen.
Das Anliegen der Erstellung einer frauenbiografischen Datenbank und eines frauenbio-
grafischen Lexikons weist auch auf Unterschiede zu „traditionalen“, der narrativ-positivis-
tischen Geschichtsauffassung folgenden Ergebnissen der österreichspezifischen Frauenbio-
grafieforschung hin.
Es ergaben sich demnach vier methodische Implikationen, die einer weiteren Ausdifferen-
zierung bedurften und bei der Erstellung von redaktionellen Vorgaben mitberücksichtigt
werden mussten:
• Die Geschichte der bisherigen Biografieforschung muss rekonstruiert und
kritisch analysiert werden.
• Bestehende Lücken in der Biografieforschung sollen entdeckt und sichtbar
gemacht werden.
• Geschlechterstereotypen Schreibweisen und Forschungsmethoden soll eine
geschlechterdifferente Vielfalt in der Biografieforschung entgegengesetzt
werden.
• Die Gefahr des Psychologismus, die sich am Primat der Betroffenheit und
der Identifikation orientiert, soll methodisch eingegrenzt werden.
Die Leitprinzipien der Gründungsphase der Frauenforschung in den 1970er Jahren: Par-
teilichkeit und Solidarität, Subjektivität und Betroffenheit sollen damit nicht ad acta gelegt,
aber bei der Erforschung und Dokumentation von „weiblichen Biografien“ neuerlich theo-
retisch reflektiert werden.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika