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erwerbslose Frauen und Mädchen“, war Präsidentin der „Sozialen Hilfe“ und Vorsteherin des
Reichsverbandes Katholischer Arbeiterfrauen. In Zusammenarbeit mit den Militärbehörden
wurden vom Dachverband „Soziale Hilfe“ Lebensmittel- und Arbeitsverteilungsstellen für
Mitglieder in Wien gegründet. Gründete 1918 (1919) die „Caritas Socialis“, da sie erkannte,
dass die erste Vorraussetzung wirkungsvoller sozialer Arbeit tüchtige, geschulte Kräfte sind.
H. B. leitete diese, die etwas später zu einer statutenmäßig zusammengeschlossenen Schwes-
ternschaft wurde, von Prälat I. Seipel beraten, bis zu ihrem Tod. Mitglied der Frauenkommis-
sion im Ministerium für soziale Fürsorge, als Vertreterin der christlichen Arbeiterinnen Wahl
in den provisorischen Wiener Gemeinderat, der sich am 3. Dezember 1918 konstituierte; am
Ersten christlichen Arbeiterkongress 21.–23. September 1918 in Wien als Stellvertreterin von
Leopold Kunschak im Vorbereitungskomitee, Referat über die durch den Krieg veränderte
Position der Frauen in der Gesellschaft, über fehlenden Arbeiterinnenschutz, ungerechte Ent-
lohnung und über das Frauenwahlrecht, zu dem sich die Katholikinnen erst 1917 bekannt hat-
ten; Organisierung des Ersten christlichsozialen Arbeiterinnentages am 5. Mai 1918, Leitung
der ersten „politisch“ genannten Versammlung christlicher Frauen am 24. November 1918,
Vorsitzende des Vereins „Frauenrecht“, am 11. Dezember 1918 als einzige Vertreterin der CSP
Mitglied im Ausschuss zur Beratung über ein neues Gemeindewahlrecht und eine neue Ge-
meinderatsverfassung, am 15. Dezember 1918 als „Obmannstellvertreter“ Mitglied der Partei-
leitung der CSP Wiens und am Reichsparteitag 1920 in die Gesamtparteileitung gewählt; im
Arbeitsausschuss, der die christlichsoziale Frauenpolitik am Beginn der Republik formulierte,
Referat bei der Schulungswoche für katholische Funktionärinnen vom 9. bis 16. Mai 1920
zu „Warum und wie organisieren wir uns als katholische Frauen“; als einzige Frau für den
sechsten Wiener Wahlkreis. Wahl in die Konstituierende Nationalversammlung, an der ersten
Sitzung am 4. März 1919 konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen, ihre
Angelobung erfolgte am 12. März 1919, Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung
CSP 4. 3. 1919–9. 11. 1920, Nichtnominierung für die Nationalratswahlen 1920, Gründe waren:
Ihre angegriffene Gesundheit, sie war Diabetikerin, der Klubzwang und Konzentration auf ihr
karitatives Engagement, jedoch auch Antisemitismus in der eigenen Partei
– der Verzicht auf
ein sicheres Mandat fiel ihr schwer; im Mai 1920 Zurücklegung des Vorsitzes im Verein Frau-
enrecht; Gründerin des St. Elisabeth-Tisches, nach dem Tod Seipels folgte ihm als Kardinal
Theodor Innitzer, der zum Erschrecken vieler das formelle Rücktrittangebot H. B.s als Leiterin
der Caritas Socialis anlässlich seines Amtsantritt annahm. Dass sie verheiratet war sowie ihre
jüdische Herkunft dürften dafür ausschlaggebend gewesen sein. Nach einem kollektiven Pro-
test der Schwesternschaft nahm Innitzer dies jedoch wieder zurück. Lernte während ihres En-
gagements, da dieses vor allem auch Sache des Adels war, nach und nach die oberste Schicht
der Monarchie kennen, u. a. wurde sie auch Kaiserin Zita vorgestellt. Kannte auch führende
Männer des Klerus, wie Ignaz Seipel und Leute aus dem bürgerlich-wirtschaftlichen Bereich
ihres Mannes, mit dem sie Abendgesellschaften gab. Der spätere Heeresminister Carl Vaugoin
soll parteiintern vor der Nationalratswahl 1920 erklärt haben, er ließe sich nicht mehr im
Wahlkreis seines Wohnsitzes von einer „preußischen Sau-Jüdin“ verdrängen. Die Aufregung
um den Aufstieg des Nationalsozialismus, der Tod Seipels, die Schwierigkeiten der Caritas
Socialis und die gescheiterte Ehe ihrer Tochter schwächten sie, sie starb an den Folgen ihres
alten, wieder akut gewordenen Nierenleidens.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika