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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
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B | Burjan464 erwerbslose Frauen und Mädchen“, war Präsidentin der „Sozialen Hilfe“ und Vorsteherin des Reichsverbandes Katholischer Arbeiterfrauen. In Zusammenarbeit mit den Militärbehörden wurden vom Dachverband „Soziale Hilfe“ Lebensmittel- und Arbeitsverteilungsstellen für Mitglieder in Wien gegründet. Gründete 1918 (1919) die „Caritas Socialis“, da sie erkannte, dass die erste Vorraussetzung wirkungsvoller sozialer Arbeit tüchtige, geschulte Kräfte sind. H. B. leitete diese, die etwas später zu einer statutenmäßig zusammengeschlossenen Schwes- ternschaft wurde, von Prälat I. Seipel beraten, bis zu ihrem Tod. Mitglied der Frauenkommis- sion im Ministerium für soziale Fürsorge, als Vertreterin der christlichen Arbeiterinnen Wahl in den provisorischen Wiener Gemeinderat, der sich am 3. Dezember 1918 konstituierte; am Ersten christlichen Arbeiterkongress 21.–23. September 1918 in Wien als Stellvertreterin von Leopold Kunschak im Vorbereitungskomitee, Referat über die durch den Krieg veränderte Position der Frauen in der Gesellschaft, über fehlenden Arbeiterinnenschutz, ungerechte Ent- lohnung und über das Frauenwahlrecht, zu dem sich die Katholikinnen erst 1917 bekannt hat- ten; Organisierung des Ersten christlichsozialen Arbeiterinnentages am 5. Mai 1918, Leitung der ersten „politisch“ genannten Versammlung christlicher Frauen am 24. November 1918, Vorsitzende des Vereins „Frauenrecht“, am 11. Dezember 1918 als einzige Vertreterin der CSP Mitglied im Ausschuss zur Beratung über ein neues Gemeindewahlrecht und eine neue Ge- meinderatsverfassung, am 15. Dezember 1918 als „Obmannstellvertreter“ Mitglied der Partei- leitung der CSP Wiens und am Reichsparteitag 1920 in die Gesamtparteileitung gewählt; im Arbeitsausschuss, der die christlichsoziale Frauenpolitik am Beginn der Republik formulierte, Referat bei der Schulungswoche für katholische Funktionärinnen vom 9. bis 16. Mai 1920 zu „Warum und wie organisieren wir uns als katholische Frauen“; als einzige Frau für den sechsten Wiener Wahlkreis. Wahl in die Konstituierende Nationalversammlung, an der ersten Sitzung am 4. März 1919 konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen, ihre Angelobung erfolgte am 12. März 1919, Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung CSP 4. 3. 1919–9. 11. 1920, Nichtnominierung für die Nationalratswahlen 1920, Gründe waren: Ihre angegriffene Gesundheit, sie war Diabetikerin, der Klubzwang und Konzentration auf ihr karitatives Engagement, jedoch auch Antisemitismus in der eigenen Partei  – der Verzicht auf ein sicheres Mandat fiel ihr schwer; im Mai 1920 Zurücklegung des Vorsitzes im Verein Frau- enrecht; Gründerin des St. Elisabeth-Tisches, nach dem Tod Seipels folgte ihm als Kardinal Theodor Innitzer, der zum Erschrecken vieler das formelle Rücktrittangebot H. B.s als Leiterin der Caritas Socialis anlässlich seines Amtsantritt annahm. Dass sie verheiratet war sowie ihre jüdische Herkunft dürften dafür ausschlaggebend gewesen sein. Nach einem kollektiven Pro- test der Schwesternschaft nahm Innitzer dies jedoch wieder zurück. Lernte während ihres En- gagements, da dieses vor allem auch Sache des Adels war, nach und nach die oberste Schicht der Monarchie kennen, u. a. wurde sie auch Kaiserin Zita vorgestellt. Kannte auch führende Männer des Klerus, wie Ignaz Seipel und Leute aus dem bürgerlich-wirtschaftlichen Bereich ihres Mannes, mit dem sie Abendgesellschaften gab. Der spätere Heeresminister Carl Vaugoin soll parteiintern vor der Nationalratswahl 1920 erklärt haben, er ließe sich nicht mehr im Wahlkreis seines Wohnsitzes von einer „preußischen Sau-Jüdin“ verdrängen. Die Aufregung um den Aufstieg des Nationalsozialismus, der Tod Seipels, die Schwierigkeiten der Caritas Socialis und die gescheiterte Ehe ihrer Tochter schwächten sie, sie starb an den Folgen ihres alten, wieder akut gewordenen Nierenleidens.
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
biografiA.
Untertitel
Lexikon österreichischer Frauen
Band
1, A – H
Herausgeber
Ilse Korotin
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1422
Kategorie
Lexika
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