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E. kehrte wieder nach Böhmen zurück und ließ sich in Königsgrätz nieder. In die Politik um
den böhmischen Thron konnte sie nicht mehr eingreifen. Dort hatte der seit 1310 mit der
P řemyslidin Elisabeth verheiratete Sohn König Heinrichs VII. (1308 –1313), Johann von
Luxemburg, den Thron bestiegen. Die reiche E.-R. blieb jedoch weiter ein wichtiger poli-
tischer Faktor, auch ob ihrer österreichischen Beziehungen, zumal sie sich mit dem Führer
der antiluxemburgischen böhmischen Adeligen Heinrich von Lipa (oder Leipa) (Jindrik
z Lipé) († 1329) liierte, was sie auch in den Gegensatz zu ihrer Stieftochter, der Königin
Elisabeth, brachte. Johann, der mehr an der Außenpolitik interessiert war und die alten zen-
tralistischen Tendenzen der P řemysliden wieder aufleben ließ, musste zu einem Ausgleich
mit dem Adel kommen (1318 Vertrag von Taus) um nicht der Krone verlustig zu gehen, was
allerdings der weitestgehenden innenpolitischen und finanziellen Entmachtung gleichkam.
Als die Partei um die Königin Elisabeth, repräsentiert durch die Städte, die Zisterzienser
und wenige Adelige, dazu ansetzte, den König in einem Staatsstreich zu stürzen, brach der
offene Kampf aus, der durch die Vermittlung des Herrn von Lipa beendet wurde. Die Kö-
nigin war politisch desavouiert.
Das selbständige Agieren der E.-R. wird auch ersichtlich, dass sie ohne Wissen des könig-
lichen Paares ihre Tochter Agnes mit dem Herzog Heinrich von Jauer (Jawór) verheiratete,
um so ihren Machtbereich und den Heinrichs von Lipa zu erweitern. 1319 folgte E.-R.
Heinrich von Lipa nach Mähren, der dort Landeshauptmann geworden war. Während die
Königin Elisabeth in der königlichen Gunst immer mehr sank und um ihre Einkünfte ge-
bracht wurde, und sogar 1322/23 vor dem Zorn des Königs zu ihrer Tochter nach Bayern
flüchten musste, und nach ihrer Rückkehr im politischen Leben Böhmens keine Rolle mehr
spielte, vielmehr ihr Leben auf das Sammeln von Reliquien und auf ein Mäzenatentum
beschränkt wurde, erfreute sich E.-R. der Hochschätzung durch den König, wie dies in
zahlreichen Schenkungen an sie dokumentiert ist.
Wenzel II. hatte in Königsaal bei Prag gegen Ende seines Lebens die Zisterzienserabtei Aula
Regia gegründet, die zur königlichen Grablege werden sollte und es auch wurde, bis Karl
IV. (reg. 1346 –1378, seit 1347 König von Böhmen, seit 1355 Kaiser) die Kathedrale in Prag
gründete. Die Abtei wurde auch von Přemyslidin Königin Elisabeth gefördert. E. -R. knüpfte
bei ihrer Gründung an diese Přemysliden-Tradition zumindest bei der Wahl des Zisterzien-
serordens an, als sie 1323 Aula S. Mariae, Mariasaal in Brünn, ein Zisterzienserinnenkloster,
als Grablege für sich und ihre Familie gründete. 1325 vollzog sie auch eine Stiftung zum
Seelenheil ihres zweiten Gemahls Rudolf. Seit 1328 dürfte sie das Kloster zu ihrem ständi-
gen Aufenthaltsort gewählt haben. Das Kloster wurde von König Johann von Böhmen (reg.
1310 –1346)) und Heinrich von Lipa sehr gefördert. Seit 1315 tritt sie bereits als Auftraggebe-
rin von liturgischen Büchern hervor, von denen heute noch neun illuminierte Codices erhalten
sind. Auf den Bordüren der meisten Handschriften ist die Auftraggeberin mit aufgesetzter
Krone, im Königsmantel betend oder mit einem Buch in der Hand dargestellt. Sechs davon
befinden sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien: ein zweibändiges
Lektionar (Codices 1773 und 1772), ein Graduale (Codex 1774), ein Kollektar (Codex 1835),
ein Chorpsalter (Codex 1813), eine Handschrift mit Martyrologium und Benediktsregel
(Codex 417); drei in Brünn: ein Psalter (R 355, Universitätsbibliothek Brünn), zwei Antipho-
narien (R 600, Universitätsbibliothek Brünn; Cod. Ms. 642, Staatsarchiv Brünn).
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika