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getrennt. Von der jüdischen Herkunft ihrer Mutter, Theresia Grünwald, wusste sie nichts.
Die ersten beiden Lebensjahre verbrachte sie bei Zieheltern, dann kam sie zu ihren Großel-
tern väterlicherseits nach Wien-Stadlau. 1924 kam sie zu ihren Eltern.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1947 Heirat mit Ernst Federn (1914–2007); Sohn: Thomas
(* 1950).
Ausbildungen: Besuchte die „Höhere Töchterschule Weiser“ und 1926 bis 1930 die private
Sprachschule Weiser, legte eine Staatsprüfung ab, mit der sie berechtigt gewesen wäre, Eng-
lisch und Französisch zu lehren. Trat in die Städtische Kindergärtnerinnen-Bildungsanstalt
ein, erhielt 1932 das Befähigungszeugnis als Kindergärtnerin. 1937/38 besuchte sie das heil-
pädagogische Seminar der Fürsorgeschule.
Laufbahn: War bestrebt, an der Entwicklung einer fortschrittlichen Kinderpädagogik im
„Roten Wien“ teilzuhaben. Durch eine Aufnahmesperre fand sie keine geeignete Stelle als
Kindergärtnerin. H. P. verdingte sich als Privaterzieherin und kam so in familiären Kon-
takt mit der intellektuellen Elite der Stadt. Die Kinder Annie und Wilhelm Reichs zähl-
ten ebenso zu ihren Schützlingen wie der Enkel Leo Trotzkis, Sewo Wolkow; inhaltliche
Bezugspunkte waren die Pionierinnen der Kinderanalyse: Anna Freud und Anna Män-
chen-Helfen. Ab 1928 Mitglied der SDAPÖ. Nach 1934 war sie selbst nicht mehr poli-
tisch tätig, aber in die politischen Aktionen von Ernst Federn involviert. 1934/35 arbeitete
sie in einem privaten Kinderheim, danach in einem Montessorikindergarten. Ab 1936 war
sie als Erzieherin des Neffen von Ernst Federn tätig. Wegen Besitzes von illegalem sozi-
alistischen Schrifttums wurden sie und ihr späterer Ehemann verhaftet und verhört, nach
sechs Wochen, im Mai 1936, wurde sie wieder entlassen. Diese Vorstrafe verhinderte eine
Anstellung in öffentlichen Kindergärten. Als „Halbjüdin“ konnte sie ihren späteren Mann,
der am Tag der geplanten Hochzeit inhaftiert wurde und später nach Dachau kam, durch
Lebensmittelpakete und Amtswege unterstützen. H. P. galt nach den nationalsozialistischen
Rassegesetzen, als eine „Person gemischten Blutes“. So durfte sie die Beziehung zu Fe-
dern aufrechterhalten. Wäre H. P. „Arierin“ gewesen, hätte man sie wegen „Rassenschande“
eingesperrt; wäre sie „Volljüdin“ gewesen, hätte man sie deportiert. So sehr sie sich auch
um die Entlassung ihres Lebensgefährten bemühte, sie hatte keinen Erfolg. Als ihr Vater
zwangseingezogen wurde, musste sie im elterlichen Geschäft helfen. Sie durfte nach dem
Krieg nur aus Wien ausreisen, weil sie eine gefälschte Identitätskarte ihres Lebensgefährten,
die ihn als Belgier auswies, vorweisen konnte. In Brüssel traf sich das Paar wieder und konn-
te endlich heiraten, eine Grundvoraussetzung für eine Emigration in die USA. Das Ehepaar
schiffte sich am 1. Jänner 1948 in Rotterdam in Richtung USA ein. 1972 auf Einladung des
damaligen Justizministers Christian Broda nach Wien zurückgekehrt, wirkte sie am Aufbau
des Sigmund Freud Museums mit.
L.: Kaufhold 2001, Kaufhold 2005, Kuschey 2003, http://www.hadassah.at/, http://www.padd.at/
Federspiel Elisabeth, geb. Grünauer, verw. Grundl; Widerstandskämpferin
Geb. Schwaz, Tirol, 9. 5. 1889
Gest. ?
Tochter eines Bürstenbinders. Nach dem Grundschulbesuch war sie in Deutschland und der
Schweiz als Dienstmädchen beschäftigt. 1908 heiratet sie im Alter von 19 Jahren Alexander
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika