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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
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G | Giso1030 tischem Adel; sie war wohl eine Cousine Theoderichs des Großen. Ihre Vermählung mit Feletheus = Fewa leitete ein kurzlebiges Bündnis zwischen Ostgoten und Rugiern ein. Der germanische Stamm der Rugier herrschte über eines jener kleinen Königtümer, die sich nach dem Zerfall des Hunnenreiches gebildet hatten und die meist nur wenige Jahrzehnte bestanden; im vorliegenden Falle von etwa 454 bis 488 n. Chr. In den Kämpfen um die Vor- herrschaft auf dem Territorium des untergegangenen weströmischen Reiches wechseln die Rugier wiederholt die Seiten, bis sie schließlich von Odoaker endgültig besiegt werden. Die Überlebenden gehen im Volk der Ostgoten auf. Das Königreich der Rugier, genannt Rugiland, umfasste das südliche Wald- und Weinvier- tel. Zentrum war die Gegend von Krems/Langenlois. Teile der römischen Provinz Noricum (Noricum ripense) jenseits der Donau standen unter rugischer Kontrolle. Das Verhältnis der in Noricum ansässigen Romanen zu den Rugiern war nicht ganz schlecht, vor allem wegen der Vermittlertätigkeit des heiligen Severin, der das Vertrauen von König Flaccitheus genoss, dessen politischer Berater er war. Plünderungen und Verschleppungen waren dennoch an der Tagesordnung. G. konnte sich, wenn sie schlechte Laune hatte, römische Einwohner vom anderen Ufer als Sklaven herbeischaffen lassen. Diese wiederum zu befreien hatte sich der heilige Severin zur Aufgabe gemacht, wie sein Biograph Eugipp berichtet. Meist war er erfolgreich, doch G. lehnte sich wiederholt gegen ihn auf und beeinflusste auch ihren Mann negativ. Zweifellos war sie eine starke Persönlichkeit, stolz auf ihre adelige Herkunft und nicht gewohnt, Einsicht zu zeigen, eine andere Meinung gelten zu lassen oder sich der Entscheidung eines anderen zu beugen. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass sie sich darin von vergleichbaren Persönlichkeiten derselben Zeit besonders unterschied. Der Severin-Biograph Eugipp, ein Schüler des Heiligen, lässt dennoch kein gutes Haar an ihr: Unheilbringend, anmaßend, überheblich, böse, jähzornig, grausam und gottlos sind die ste- henden Beiwörter der späteren Rugier-Königin. Immerhin scheint sie ihrem Mann gehorsam gewesen zu sein, denn sie stellt ihre Aktivitä- ten gegen die Katholiken sofort ein, nachdem sich Fewa unter dem Einfluss Severins dage- gen ausgesprochen hat. Welche Aktivitäten? Nun, G. war, wie alle Goten, Anhängerin der arianischen Form des Christentums und wollte ihre privilegierte Stellung dazu benutzen, Katholiken zu Arianern „rücktaufen“ zu lassen. (Die Lehre des alexandrinischen Gelehrten Arius († 336) war schon beim Konzil von Nicäa 325 als Irrglaube befunden worden. Den- noch hielten gerade germanische Völker wie Goten, Vandalen und Langobarden bis ins 7. Jh. daran fest.) Mit diesem Vorwissen wird man das negative Urteil des Mönchs Eugipp jedenfalls etwas kritischer betrachten müssen. In seinem Bericht ist G. die hochfahrend Unbelehrbare, die immer erst aus Schaden klug wird, und auch das nur für kurze Zeit. Sie lässt Severin zunächst ausrichten, er solle sich gefälligst im klösterlichen Kämmerlein um seine Gebete kümmern; sie verfahre mit ihren Sklaven (d. h.: den römischen Bürgern, s. o.) nach ihrem Belieben. Als aber unmittelbar dar- auf der kleine Königssohn Fredericus von gefangen gehaltenen Goldschmieden gekidnappt wird, gibt sie ihre Schuld sofort zu und beklagt lauthals ihre Überheblichkeit dem Heiligen gegenüber. Die verschleppten Romanen kommen ebenso frei wie die Goldschmiede. (Dies ist der Anfang der sogenannten Giso-Legende, die später ausgeschmückt wurde. Ob sie vielleicht sogar als Quelle der Wieland-Sage gelten kann, ist umstritten.) Gemeinsam mit
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
1, A – H
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1422
Category
Lexika
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