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werden. Damit wurde insbesondere M. H. beauftragt, und sie bereitete sich entsprechend
vor. So wurde sie vorab „von den Herren des Museums im Präpariren zoologischer Objecte
unterwiesen“, wie Hein 1902 in seinem Bericht an die Akademie der Wissenschaften notiert
(AÖAW, Sprachenkommission Ad 985/1901).
Die Abreise von Wien erfolgte am 1. Dezember 1901, nach zweiwöchiger Fahrt langte das
Ehepaar Hein in Aden ein. Um während ihrer Forschungen besseren Zugang zu den Men-
schen zu bekommen, legten die beiden arabische Tracht an, wie auch erhalten gebliebene
Fotografien zeigen. Aufgrund der politischen Lage schlug der englische Resident vor Ort
jedoch vor, nach Qishn (Gischin) zu gehen und ihre Forschungen dort durchzuführen. Er
wollte für den Transport auch das Regierungsschiff „Mayo“ zur Verfügung stellen. Ihr Mann
nahm das Angebot gerne an, da „Gischin das Zentrum des Mahralandes und Sitz des Sul-
tans ist“, wie M. H. in der Vorbemerkung der von ihr herausgegebenen „Südarabischen Iti-
nerare“ ihres Mannes 1914 festhält.
Nachdem sie am 25. Jänner in Qishn angelangt waren, gestaltete sich der Aufenthalt aller-
dings schwierig. Der dortige Sultan verlangte eine hohe Gebühr, die die Heins weder zahlen
konnten noch wollten. Immer wieder verweigerte der Sultan den Ausgang, sofern er nicht
mehr Geld bekäme. Zunächst machten sie trotzdem weiterhin Exkursionen, doch zuletzt
wurden sie unter Hausarrest gestellt. Am 30. März langte das britische Regierungsboot wie-
der ein, um sie zurückzuholen. Damit wurden M. und Wilhelm Hein aus der zunehmend
bedrohlicher werdenden Situation befreit.
Die wissenschaftliche Ausbeute war dennoch beachtlich und für Wilhelm Hein zufrieden-
stellend. Neben intensiven Sprachstudien hatte er statistische und topographische Daten
gesammelt, M. H. hatte eine Fülle von Objekten gesammelt und präpariert. Wilhelm Hein
hebt in seinem Bericht insbesondere die Leistung seiner Frau hervor, sie habe „täglich von
Früh Morgens bis spät Nachts an der Conservierung der verhältnismäßig reichen zoologi-
schen und botanischen Erwerbungen“ gearbeitet, „zu denen sich auch eine ethnographische
Sammlung gesellte“ (AÖAW, Sprachenkommission Ad 985/1901). So konnten schließlich
13 Kisten nach Wien geschickt werden. Und neben dieser wissenschaftlichen Tätigkeit
übte sie auch „eine ärztliche Praxis aus, wobei sie geradezu entsetzliche, von Blut und Eiter
strotzende Beinwunden zu verbinden hatte“ (ebd.). Weitere elf Kisten mit Sammelobjek-
ten sandten die Heins aus Shaikh ‘Othmān, einem Dorf an der Küste, wo sie nach ihrer
Rückkehr aus Qishn fast einen Monat verbrachten, um ihre wissenschaftlichen Studien
fortzusetzen und zu ergänzen. Dort sammelte M. H., wie ihr Ehemann festhält, „die für
den Hafen von Aden charakteristischen Fische und sonstigen Thiere“. Wilhelm Hein setzt
seine Sprachstudien fort, legt Glossare an und fotografiert wieder, wie im ersten Monat in
Aden, zahlreiche Frauen. Ob daran auch M. H. beteiligt war, darüber erfahren wir in seinem
Bericht nichts.
Aus diesen Ausführungen wird deutlich, dass Wilhelm Hein die Leistungen seiner Frau in
wissenschaftlicher Hinsicht bis zu einem gewissen Ausmaß durchaus anerkannte. Doch be-
stimmte Teilbereiche der Forschung sparte er aus, etwa die sprachwissenschaftlichen Studien.
Diese wurden jedoch von Angehörigen der Scientific Community hervorgehoben, etwa vom
Arabisten David Heinrich Müller, dem früheren Lehrer Wilhelm Heins, der die Expedition
angeregt hatte. In der Einleitung der von ihm herausgegebenen Texte, die Wilhelm Hein
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 1, A – H
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 1, A – H
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1422
- Category
- Lexika