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biografiA. - Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
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P | Pappenheim2458 lose Mädchen, für schwangere Frauen, für Mütter mit Säuglingen, Heime für Klein- und Schulkinder und hatte die Oberaufsicht über diese Pflegestätten inne. 1897 wurde sie in den Vorstand des Israelitischen Frauenvereins gewählt. In diesem Verein versuchte sie, junge Mädchen zu einem „pflichttreuen, selbständigen Leben auszubilden“. Hauswirtschaft und das traditionelle jüdische Leben standen dabei an erster Stelle. Zu dieser Zeit schrieb sie auch Beiträge über die Frauenfrage, unter anderem für die „Allgemeine Zeitung des Juden- tums“ und für die Wochenschrift „Ethische Kultur“. 1904 begründete sie den „Jüdischen Frauenbund Deutschland“ mit und war von 1914 bis 1924 Vorstandsmitglied. Während der Zeit ihrer Aktivitäten im „Jüdischen Frauenbund“ war dieser auch ein Mitgliedsverein des Bundes deutscher Frauenvereine. 1907 gründete sie das „Isenburger Heim“ für gefährdete Mädchen, unverheiratete Mütter und ihre Kinder. Die Heimgründung rief nicht nur posi- tive Reaktionen hervor, da nach jüdischem Recht unehelich geborene Kinder nicht in die jüdische Gemeinde aufgenommen wurden und diese meistens den christlichen Heimen in Obhut übergeben wurden. B. P. engagierte sich für den Schutz der Frauen in Osteuropa und kämpfte gegen den Mäd- chenhandel. Sie hielt Vorträge über „Die sozialen Grundlagen der Sittlichkeitsfrage“ und unternahm zahlreiche Reisen, um mit Mädchen in Bordellen selbst sprechen zu können. 1914 gründete B. P. den „Weltbund jüdischer Frauen“ und war mit Sadie American dessen Präsidentin. Während des Ersten Weltkrieges wurde sie „Fabrikpflegerin“, unterstützte die Arbeiterinnen in ihren häuslichen Arbeiten, beaufsichtigte ihre Kinder und stellte medizi- nische Betreuung bereit. 1917 richtete sie einen jüdischen Mädchenclub in Belgien ein. Ne- ben ihrer umfangreichen Tätigkeit im Bereich des Sozialwesens beschäftigte sie sich unter anderem auch mit Handarbeiten und entwarf Schmuck, der in Ausstellungen gezeigt oder für Spendenaktionen versteigert wurde. Wegen ihrer patriotischen Einstellung sprach sie sich gegen eine Emigration der Juden aus Deutschland sowie gegen eine Kinderverschi- ckung aus. 1935 erkrankte B. P. an Krebs. Am 14. April 1936, wenige Wochen vor ihrem Tod, wurde die schwerkranke Frau auf Grund einer Denunziation von der Gestapo in Offenbach verhört, wo sie ihre Aussage gegen Hitler bekräftigte. Am 10. November 1938 wurde das Isenburger Heim von den Nationalsozialisten niedergebrannt. B. P. trug durch ihren eigenen „Fall“, dessen Behandlung sie wesentlich mitgestaltete, zu grundlegenden Erkenntnissen der Psychoanalyse bei, in einer Zeit, wo die Behandlung „nervöser“ Leiden festgefahren war und unbefriedigend ausschließlich auf somatisch-orga- nische Ursachen zurückgeführt wurden. In den 1890er Jahren entfaltete sich B. P. zur energiereichsten, zielsichersten, unbeirrtesten und furchtlosesten Persönlichkeit bei der Entdeckung und Analyse von Ursachen sozialer Notstände, Entwicklung von Hilfsmaßnahmen, Propagierung ihrer Ziele, Schulung weibli- cher Hilfskräfte, Sammlung von Geldern und Koordinierung von Maßnahmen. B. P. forcierte die Umstellung von privater, aus der Ghettozeit stammender, unwirksam gewordener individueller Wohltätigkeit in eine von Vereinen betriebene, die neuesten Er- kenntnisse wirksamer Fürsorge berücksichtigende, soziale Hilfsarbeit. B. P. sprach sich gegen allzu orthodoxen Religionsunterricht aus, der für die Frau alles Welt- liche als schädlich ausschloss. Auf der Delegiertenkonferenz von 1907 meinte sie: „Vor dem jüdischen Gesetz ist die Frau kein Individuum, keine Persönlichkeit, nur als Geschlechts-
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biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
biografiA.
Subtitle
Lexikon österreichischer Frauen
Volume
3, P – Z
Editor
Ilse Korotin
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79590-2
Size
17.4 x 24.5 cm
Pages
1238
Category
Lexika
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