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Rosenberg | R 2749
tet. Geschwister: Theodor (1904 –1945, fiel im Krieg), Trude (1908 –?), Elsa (1911–?), Frieda
(1913 –1943, umgekommen im KZ Auschwitz), Olga (1918 –?).
LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemann: Hans (Jan) Rosenberg (1904 –1961), Regieassis-
tent, Journalist, Parteimitglied der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der
Tschechoslowakischen Republik, Mitarbeiter der US-Besatzungsbehörden in Stuttgart und
Frankfurt. Tochter: Inge Rosenberg (1929 –?), Sohn: Herbert Rosenberg (1930 –?).
Ausbildungen: Bürgerschule, Modistinnenlehre (1924 –1927).
Laufbahn: I. R. begann in jungen Jahren mit der Theaterschauspielerei, zunächst in Karls-
bad (Karlovy Vary) und dann in Aussig an der Elbe, wo sie 1929 Hans Rosenberg ken-
nenlernte und heiratete. 1929 wurde Tochter Inge geboren, 1930 Sohn Herbert. Nachdem
Hans Rosenberg aufgrund seiner politischen Gesinnung seinen Arbeitsplatz verlor, zog die
Familie nach Wien, wo sie von 1935–1937 lebte. I. R. tourte mit Theatergruppen durch die
Bundesländer, Hans Rosenberg schrieb „unpolitische“ Kurzgeschichten u. a. für die „Kronen
Zeitung“. Aufgrund der politisch und wirtschaftlich angespannten Lage in Österreich kehr-
te die Familie 1937 zurück nach Reichenberg. 1938 trat I. R. der Deutschen sozialdemo-
kratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP) in Reichenberg
bei, Hans Rosenberg arbeitete bereits seit 1937 im Büro der DSAP. I. R. war Mitglied im
Ensemble des sozialdemokratischen „Kabarett der 13“, das Stücke mit antifaschistischen
Inhalten darbot, und spielte u. a. die Hauptrolle in Bertolt Brechts „Die Gewehre der Frau
Carrar“. Zur gleichen Zeit begann sie ihre „Informantinnentätigkeit“ für die tschechoslowa-
kische Polizei (die jedoch in ihren „Erinnerungen“ nicht näher definiert werden). Darüber
hinaus engagierte sie sich bei der Organisation von „Evakuierungen“ antifaschistischer und
jüdischer Personen aus dem Sudetenland nach Prag, die vom Roten Kreuz durchgeführt
wurden. Nach der Eingliederung des Sudetenlandes in das Deutsche Reich floh das Ehepaar
Rosenberg nach Prag. Ihre Kinder überließen sie der Obhut einer katholischen Nonne, Inge
und Herbert wuchsen in einem Waisenhaus in Reichenberg auf.
Mit Hilfe der Tschechoslowakischen Polizei erhielt I. R. eine Ausreiseerlaubnis und folgte
ihrem Mann am 14. Dezember 1938 über Polen ins Exil nach GB. Sie wurde eingeladen, am
„Barn Theatre“ in Shere (Surrey, GB) aufzutreten, überdies erhielt sie ein Angebot, als Schau-
spielerin nach London zu gehen, das sie jedoch ausschlug, um bei ihrem Mann zu bleiben, der
an Tuberkulose erkrankte. Unterstützt wurde das Ehepaar in GB vom britischen Flüchtlings-
werk „Czech Refugee Trust Fund“. 1943 übersiedelten sie nach London, wo Hans Rosenberg
bei der Gründung des „British-Czechoslovakian Council“ mithalf. Auch I. R. entschied sich,
im Exil politisch aktiv zu werden und verrichtete Tätigkeiten vor allem im kulturellen Bereich
für die Exilregierung der ČSR. Einerseits unterstützte sie EmigrantInnen bei der Ankunft in
GB, andererseits organisierte sie politische und kulturelle Seminare und Vorträge.
Nach Kriegsende kehrten I. R. und Hans Rosenberg im Dezember 1945 über Prag nach
Reichenberg zurück, wo sie ihre Kinder aus dem Waisenhaus holten. 1946 traten I. R. und
Hans Rosenberg der „Gesellschaft der Freunde der USA“ (Svaz Přátel USA) in Reichenberg
bei. Im Mai 1946 verließen sie ein weiteres Mal das Land, aus Angst vor dem kommunis-
tischen Regime flohen sie nach Deutschland. Sie lebten in Stuttgart und Frankfurt, Hans
Rosenberg arbeitete in der Presseabteilung des „Office of Military Government“ (US-Besat-
zungsbehörden), I. R. kümmerte sich um ihren Enkelsohn.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika