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sich besonders ausgezeichnet hätte, es lärmte ein Weib wie das andere, und wer am meisten
toben oder rasen konnte, wurde am meisten gelobt. Sie gesteht ein, auf dem Zug nach Bezau
eine der Rasendsten gewesen zu sein. Dennoch wehrte sie sich entschieden gegen ihre Ein-
stufung als die einer Hauptanführerin. Sie sei wohl dafür gehalten worden, weil sie vielleicht
am ärgsten gelärmt habe, allein ich zeichnete mich doch nicht durch die geringste Tätlichkeit aus.
Sie habe es daher auch nicht verdient, von der Gemeinde als Hauptanführerin ausgeliefert
zu werden. In ihrem Innersten hatte sich Sch. gegen eine Teilnahme am Tumult gewehrt.
Man erkennt das etwa daraus, dass ihr Mann die Weiber, allen voran die sich widersetzende
Heidegger, aus dem Haus gejagt hat, als diese seine Frau zur Teilnahme überreden wollten.
Mehr noch: Sch. hatte sich, als die Weiber noch im Haus waren, ins Bett gelegt, sie wollte
von allem nichts wissen. Noch unmittelbar vor dem Marsch auf Bezau sagte Sch. den beiden
Wirten Bilgeri und Konrad, sie wolle nicht mit, es grause sie vor dem Haufen, doch wurde
ihr Widerstand mit Alkohol gebrochen, den man ihr reichte.
Die Untersuchungskommission hielt die Heidegger und Elisabetha Bilgeri von Höhlis-
bühl für die bösesten und hätte Sch. auch gerne diesen hinzugerechnet. Sch. wies das aber
entschieden zurück; als die Weiber am 30. 6. 1807 nach dem Tumult von Krumbach an
ihrem Haus in Richtung Langenegg vorbeizogen, habe sie sich ihnen (nicht ohne zuvor
noch einen Schluck Branntwein zu nehmen) angeschlossen. Sie kam stets zu spät, sei es
zum Tumult in Krumbach, sei es zum Hausfriedensbruch in Langenegg. Sie hatte auch
keinen Anteil an den Absprachen, dass eine die Federn und Papiere des Aktuars greifen
sollte, eine andere auf den Aktuar selbst, eine Dritte auf den Ortsvorsteher usw. Wohl
waren ihre Töchter dabei, was man ihr angelastet haben mochte; aber sie selbst war keine
Anführerin.
Erst als ein paar Tage nach dem Tumult der Ortsvorgesetzte ins Haus der Sch. in Krum-
bach kam und ihr eröffnete, dass sie nach Bregenz abgeführt werden müsse, wurde ihr
allmählich klar, auf was sie sich eingelassen hatte. Die bei ihr versammelten Weiber sagten
übereinstimmend, es sei eine wie die andere gewesen, sie ließen Sch. nicht fort. Der Orts-
vorgesetzte meinte daraufhin, dann müsse er alle Anwesenden mit der Sch. nach Bregenz
bringen. Darauf entfernten sich die Frauen, eine nach der anderen, nur Sch. blieb übrig
und wurde abgeführt.
Sch. lässt sich nicht an die Spitze der Aufständischen stellen. Sie selbst war von der Re-
krutierung nicht direkt betroffen. Die Anfrage aber, bist du bayerisch oder oesterreichisch?
Hab ich nie gemacht, und ich hätte auch nicht gewusst, warum ich dieses hätte fragen sollen. Ihr
Sohn trat wohl dafür ein, dass das Land bald wieder österreichisch werden sollte; doch
hätten sie dessen Briefe nicht im geringsten bewogen, an den Unruhen Anteil zu nehmen. Mir
war es gleichgültig, ob das Land kaiserlich oder bayerisch sei, ich hatte also hiebei kein Interesse.
Zu ihrer Entschuldigung führte Sch. an, sie habe das Verbrechen nicht überlegt, sie sei nur
durch das Beispiel der Übrigen mit hineingerissen worden.
Für sie war die Teilnahme am Tumult allein eine Frage der Solidarität. Mit den anderen
Frauen war sie der Meinung, dass man die Rekrutierung nicht den Männern überlassen
dürfe; denn die Männer und insbesondere die Ortsvorgesetzten seien falsch an den Weibern.
Auch die Heidegger und andere Frauen betonten die Solidarität, als sie Sch. für den Auf-
stand gewinnen wollten, sie solle und müsse mitmachen. Für Sch. ging es aber wohl weniger
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika