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Laufbahn: F. S. trat im Mai 1925 als unbezahlte Kraft für den höheren Hilfsdienst in der
Nationalbibliothek ein. Nach dreieinhalb Jahren wurde sie mit Dezember 1928 schließlich
als Vertragsangestellte des Kanzleidienstes aufgenommen. Erst mit Dezember 1937 wurde
sie als Kanzlist in den Bundesdienst übernommen und damit pragmatisiert. Mit Anfang
1938 wurde sie zum Kanzleiadjunkt der VIII. DKl. ernannt, mit September 1941 zur Ver-
waltungssekretärin und ein Jahr darauf zur Bibliotheksinspektorin.
Im Jahr 1939 wurde die Fernleihe für alle Abteilungen der Nationalbibliothek zentralisiert
und F. S. die Leitung übertragen, die aufgrund ihrer Sprachkenntnisse und ihrer „besonderen
Verwendbarkeit“ dafür geeignet war. Im Gegensatz zu vielen deutschen Bibliotheken war es
der Nationalbibliothek bis in die letzten Kriegsmonate möglich, Fernleihebestellungen zu
erfüllen und so blieb F. S. in der Abteilung tätig und war immer voll beschäftigt.
In der NS-Zeit wurde sie als „politisch als auch charakterlich einwandfrei“ beurteilt, war
aber niemals Mitglied der NSDAP oder von NS-Vereinen. Der Generalinspizierende und
Generaldirektor Josef Bick schlug sie 1945 für die Leitung der Bibliothek der Geologi-
schen Staatsanstalt in Wien vor, sie blieb aber an der Österreichischen Nationalbibliothek
und wechselte 1949 in das Bildarchiv und die Porträtsammlung. Sie betrieb in ihrer neuen
Arbeitsstelle Recherchen zur Feststellung anonymer Stiche und war später auch im Partei-
enverkehr bzw. gesamten Kundendienst der Sammlung tätig.
Die als „hochintelligente, verlässliche und überall einsetzbare Bibliothekarin“ beschriebene
F. S. sei eine „wohltuend stille und verlässliche Arbeiterin“, die „sich nicht nur zu vollkom-
mener Selbständigkeit in der Erledigung zugeteilter Aufgaben entwickelt hat, sondern längst
auch mitdenkend und -anregend an Planungen teilnimmt – in jener Identifizierung mit dem
Dienst, die hierin nicht nur den Broterwerb wahrnimmt. In Friederike Sekera bietet sich die
trefflichste Gelegenheit an, die vielfach verbreitete Ansicht zu widerlegen, dass das dienstliche
Vorwärtskommen nicht von der höheren Arbeitsmoral, sondern von den betriebsameren Ell-
bogen und Beziehungen abhänge.“, so ihr unmittelbarer Vorgesetzter Hans Pauer.
Mit 1. 1. 1953 wurde sie zur Bibliothekssekretärin ernannt, mit 1. 1. 1961 zum wirklichen Amts-
rat. Nach 42 Dienstjahren im öffentlichen Dienst trat sie mit Ende 1968 in den Ruhestand.
Auch nach ihrer Pensionierung blieb ihr Hauptinteresse die Kunst und Kultur und sie war
stets am aktuellen Stand. Sie fotografierte viele Kunstdenkmäler und vermachte dem Bild-
archiv die Fotos. Sie malte aber auch Aquarelle, kannte „jedes kleine Kirchlein und unbe-
kanntes Museum in Österreich“ und hatte bis ins hohe Alter ein enzyklopädisches Wissen.
Ausz.: 1966 sollte sie das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
bekommen, bat jedoch von der Verleihung „Abstand zu nehmen“.
Qu.: ÖNB Archiv, Verwaltungsakten und Personalakt Friederike Sekera; ÖStA Personalakt
Friederike Sekera; Schreiben von Dr. Jörg Sekera, 2. 12. 2013.
L.: Stummvoll 1973, Biblos 2 (1953), S. 40 Christina Köstner-Pemsel
Seld von Radkersburg; Geldleiherin und Steuereinnehmerin
Geb./Gest. urkundlich belegt 1338 und 1370
LebenspartnerInnen, Kinder: Ehemann: Izchak; Sohn: Jakob, Enkel: wahrsch. Musch,
Isser leins Enkel von Marburg/Maribor.
biografiA.
Lexikon österreichischer Frauen, Volume 3, P – Z
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- biografiA.
- Subtitle
- Lexikon österreichischer Frauen
- Volume
- 3, P – Z
- Editor
- Ilse Korotin
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79590-2
- Size
- 17.4 x 24.5 cm
- Pages
- 1238
- Category
- Lexika