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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Page - 77 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung

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und Anpassungsfähigkeit als Grundlage für ein modern geführtes Gefecht galten mir als unverrückbare Richtlinien. Bei der Schieß- ausbildung war es mir weniger um besonders qualifizierte Resultate auf dem Schießstand, als um die Durchführung möglichst lebendig gehaltener Gefechtsmomente zu tun. Meine Anforderungen an die Tätigkeit und Dienstbeflissenheit gingen ziemlich weit. Direkt eklig war ich aber nur bezüglich des Wachdienstes; nicht aus Pedanterie, wohl aber aus Überzeugung. Der Wachdienst ist eine vorzügliche Vorschule für den Krieg. Gewissenhaft und, wenn nötig, unerbitt- lich eingehalten, wirkt er schließlich aufdenCharakter, sodaßstrengste Pflichterfüllung zur Gewohnheit wird. Die Schildwache von Pompeji, die sich lieber von der Lava hätte verschütten lassen, als vom Posten zu weichen, wird mit Recht als der voUendete Ausdruck altrömischer Soldatendisziplin und Pflichttreue erkannt und bewundert. Damit das Heimatland, speziell die Heimatstadt Essegg, sich ihrer gefaUenen Söhne erinnere, schuf ich ein Regimentsdenkmal. Eine Sammlung erbrachte den für die damaligen Verhältnisse ganz be- langreichen Betrag von 20000 Kronen. Das Kriegsministerium überließ auf meine Bitte alte Kanonenbronze, und der strebsame heimatliche Künstler Professor Franges übernahm die Schaffung des Denkmales, das einen zu Tod getroffenen, dennoch vorwärts stürmendenSoldaten in derFeldausrüstungvomJahre1866 darstellte. Eine eigenartige Erscheinung, ein typischer Repräsentant einer nun verschwundenenHerrenklasse,war der kommandierende General, General der KavaUerie Baron Bechtolsheim. VoUblutjunker alten Schlages hatte er sich als Rittmeister bei Custozza das Maria-There- sien-Kreuz geholt. Diesem glücklichenUmstand und seinenBeziehun- gen zu den höchsten Kreisen verdankte er seine Karriere. Er hatte auch als Müitärbevollmächtigter in Petersburg gewirkt, wo ihm die Gunst des Zaren Alexander II. zuteü geworden war. Mehr Höfling als Soldat, war er über die jeweüigen Stimmungen und Ansichten, die an den obersten Stellen walteten, stets genau informiert und schuf diesen unbedingte Geltung und Raum. So entstanden oft in kurzer Zeit und rascher Folge die entgegengesetzten Anforderungen, was den General aber nicht weiter anfocht. Da er einen praktischen Hausverstand hatte, traf er in einfacher Art häufig den Nagel auf den Kopf und ließ sich bei Übungen nicht leicht ein X für ein U vormachen. Übrigens genoß ich, mit kurzer Unterbrechung, sein Wohlwollen im vollsten Maße. Zu jener Zeit begannen die weiten I^atifundien des Großgrundbe- sitzes Slavoniens ihre Besitzer zu wechsehi. Diese I^atifundien stamm- ten großenteils aus Donationen, die während und nach den Türken- 17
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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