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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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hebung ein fixes Programm mit, das dann— allerdings zögernd— zur Ausführung kam. Während einer langen Audienz beim Thronfolger, wobei sich der Erzherzog eingehendst über alles informieren ließ, die Truppen und deren Führer sowie die politischen Verhältnisse einer Besprechung unterzog, bemerkte ich zu meiner Überraschung, daß der Landeschef bereits versucht hatte, auch an dieser Stelle gegen mich Stimmung zu machen. Zu meiner Befriedigung nahm ich aber wahr, daß diese Versuche erfolglos geblieben waren. Inzwischen traten wir dem geselligen Leben in Sarajewo näher. Wie schon erwähnt, hielt ich den gesellschaftlichen Kontakt zwischen Zivil und Militär stets für unerläßlich, um so mehr, als die enge An- gliederung an die Monarchie und die damit naturgemäß verbundenen Schwierigkeiten die Notwendigkeit eines gesellschaftlichenEinwirkens besonders dringend machten. In jedem neuen Lande, besonders in einem mit ausgesprochen morgenländischemEinschlag, läßt sich nicht alles mit gesetzlichen Bestimmungen regeln. Vieles bleibtdem freien Übereinkommen anheimgestellt. Manches ebnet sich durch gegen- seitige Aussprache, und gesellschaftliche Wege führen in solchen Fällen am ehesten zum Ziel. Die Gesellschaft in Sarajewo bot ein buntbewegtes, lebensvolles Bild. Die Regierung und die an und für sich differenzierte Beamten- welt. Das Militär, vertreten durch ein zahlreiches Offizierkorps und viele Militärbehörden. Die hohe Geistlichkeit der drei Konfessionen, die die Gesellschaft und Bevölkerung in ebenso viele scharf getrennte Gruppen gliederte. Die Handelswelt, die sich im betriebsamen Sara- jewo sehr geltend machte, die zahlreichen hohen Funktionäre und diehäufigimLandezuGastweilendenPersönlichkeitenvonDistinktion, undbesonders dieKonsuln derfremdenStaaten, die sich einesgewissen diplomatischen Ansehens oder wenigstens Anstriches erfreuten. Vom kulturellen und vom staatlichen Gesichtspunkt aus erschien es da höchst förderlich, dieser Mannigfaltigkeit einen Konzentrationspunkt zu schaffen. Die großen Veranstaltungen hielten vvar in den Räumen des Offi- zierkasinos ab, und es gab einen interessanten anziehenden Anblick, alle Gesellschaftsschichten in äußerer Harmonie vereint zu sehen, wobei die farbenfreudige Tracht der vornehmen Türken und der Ornat der Geistlichkeit verschiedener Religionen den dekorativen Teil besorgten. Jeder Spaziergang im halb morgen-, halb abendländischen Sara- jewo bietet ein wechselreiches Bild und zaubert den Orient vor. Die wohltuende, vornehme Ruhe in den ausschließlich von Türken be- »• 131
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
Geschichte Nach 1918
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang