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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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wohnten, engen, steilen Straßen. Türken und Türkinnen gelassenen Schrittes daherschreitend. Die Moscheen mit den schlanken Mina- retts. Der zum Gebet rufende Hodscha. Die kleinen stimmungs- vollen, meist aufgelassenen Friedhöfe. Die mystischen Haremsfenster und vor allem die Schönheit der Gegend üben einen eigenartigen Zauber aus. Dazu die herrlichen Reitpartien. Man konnte ohne weiteres einen Morgenritt absolvieren, der einen auf die ansehnliche Höhe von 1500m brachte. Dafür eigneten sich meine drei Gebirgs- pferde^) trefflich. Mit meiner Rappstute ritt ich einmal 150 vereiste Steinstufen hinab. Für geistige Unterhaltung sorgte das Militärkasino mit populär- wissenschaftlichen und kulturellen Vorträgen, während die zünftigen fachlichen Dissertationen vornehmlich auf den Offiziersunterricht bei den Truppen gewiesen waren. Am 20. Februar 1910 erfolgte unter feierlichem Gepränge die Proklamation der bosnisch-herzegowinischen Landesverfassung. Ein gut arrangiertes Schaustück. Die Verfassung war eine unbedingte Notwendigkeit, um so mehr, da deren Einführung als eines der An- nexionsmotive verkündet worden war. Doch viel Freude erlebte man an ihr nicht, und als sich die Situation später immer kritischer zu- spitzte, wurde dieses Miniaturparlamentkurzweg entlassen. Dann re- gierte man absolutistisch weiter, ganz nach österreichischem Muster. Mitte April wurde ich zum General der Infanterie ernannt und fuhr gleich nach Wien zur Dankesaudienz. In der Militärkanzlei teilte man mir mit, daß eine Kaiserreise nach Bosnien und die Herzegowina beschlossen sei. Das diesbezügliche Programm, in allgemeinen Zügen schon entworfen, zeichnete sich durch große Einfachheit im Aufbau dieser Staatsaktion aus. Ichmachte geltend, daß diesdemGeschmack der dortigen Bevölkerung wenig entsprechen würde, die großenteils doch noch in orientalischen Anschauungen befangen sei und ent- täuscht wäre, den mächtigen ,,Zar aus Be6" nicht viel anders als jeden hohen General zu sehen. Außerdem war es seit Jahrhunderten das erstemal, daßeingroßerMonarchbosnisch-herzegowinischenBoden betrat. Dies leuchtete ein, und man verfügte einen prunkvollen Ein- zug, der auf die Phantasie des Volkes mächtig einwirken sollte. In einer langen Audienz beim Thronfolger mußte ich wieder über die politischen und die Armeeverhältnisse eingehend berichten und ^) Vor den Kutschierwagen gespannt, konnten diese kleinen Rappen wie die Satane rasen. Überdies hatte ich Araberstuten aus dem Gorazdaer Landes- gestüt. Sie waren mit allen Vorzügen imd auch mit allen Nachteilen dieser Kiinstschöpfimg ausgestattet. Diese Institution war wenig glücklich, brachte dem Lande große Auslagen tmd eher Schaden denn Nutzen. 132
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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