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Nach 1918
Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung
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Page - 135 - in Aus Österreichs Höhe und Niedergang - Eine Lebensschilderung

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Meine sommerlichen Inspizierungstouren fortsetzend, erhielt ich in Srebernica die Nachricht vom Attentat, das auf den Landeschef un- mittelbar nach Eröffnung des Sabor verübt worden war. Ein jugend- licher serbischer Fanatiker hatte fünf Schüsse auf den Wagen Vare- sanins abgegeben und tötete mit dem sechsten Schuß sich selbst. Er war das einzige Opfer des Attentats, was ans Wunderbare grenzte, und Erzbischof Stadler sagte auch sogleich: ,,Das hat Gott gemacht". Dieses Ereignis hatte Varesanins Stellung in Wien wesentlich be- festigt. Dies benützend, erbat er meine Amovierung oder wenigstens Versetzung auf einen anderen Posten. In der Motivierung des An- trages soll ein zu geringes Maß an Unterordnung hervorgehoben wor- den sein. Der Antrag passierte die Militärkanzlei des Thronfolgers, der ihn a limine abwies. Viel Sorge machte mir das Problem der eventuellen Landesvertei- digung. Ich hatte das Empfinden, der Krieg mit Serbien würde höchst wahrscheinlich kommen, dessen unausweichliche Folge der allgemeine Krieg, zum mindesten aber jener mit Rußland sein würde. Und es galt mir wie ein Axiom, daß Serbien dann sofort zum Neben- kriegsschauplatz, und jedeverfügbareKraft gegen Rußland verwendet werden müsse. Daher wären wir in Bosnien wohl auf eigene Kraft angewiesen gewesen, was damals übrigens im allgemeinen Operations- plan vorgesehen war. Die bosnisch-herzegowinischen Kräfte waren aber schwach: im ganzen Land etwas über 75, im eigenen Bereich 36 Bataillone. Von letzteren konnte man jedoch höchstens 24 bis 26 zueinemSchlagevereinen, dagewisseRäume, PunkteundObjektenicht freigelassen werden konnten. Dazu trat eine schwache, kleinkalibrige Gebirgsartillerie und ein, sage ein Bataillon technischer Truppen. Und auch die Befestigungen hatten einen höchst problematischen Wert. Außer einigenDefensionskasernen kamen inmeinemRayonnur Sarajewo und der Depotpunkt Kalinowik in Betracht, beide von ausgesprochen strategischer, ersterer auch von eminenter politischer Bedeutung, und beide in derAnnahme erbaut, daß dem Gegner nur eine schwache, minderwertige Artillerie zur Verfügung stünde. Also hohe Aufzüge, ungedecktes Mauerwerk und eine geringe Menge kase- mattierter Räume. Wohl etliche Panzerkuppeln, jedoch schwach ar- miert. Da aber die Serben und die Montenegriner nunmehr über schwere Artillerie disponierten, genügte unser Befestigungssystem nicht mehr. Wohl hatte die Natur manches zur Verteidigung des Landes getan. Vor allem in der Drinalinie, wo sich im Raum bei Visegrad eine vortreffliche Basis zur Verteidigung dieses Flusses vor- fand. Aber schließlich konnte der Gegner alle Räume umgehen und mit genügenden Angriffsmitteln lange Linien durchbrechen. Somit 135
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Aus Österreichs Höhe und Niedergang Eine Lebensschilderung
Title
Aus Österreichs Höhe und Niedergang
Subtitle
Eine Lebensschilderung
Author
Auffenberg von Komarów
Publisher
Drei Masken Verlag München
Location
München
Date
1921
Language
German
License
PD
Size
13.4 x 21.6 cm
Pages
536
Categories
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