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Österreichische Historiker 1900–1945. Eine Einleitung 13
Historiker, ohne deren tschechische Partner und Gegenspieler in den Blick zu nehmen, zu
einer gravierenden Verengung der Interpretation. Sollten deshalb nicht die Antworten auf
die in dem Band gestellten Fragen eher in einem weiteren, wenigstens ‚cisleithanischen‘
Rahmen gesucht werden ? Eine solche Perspektive würde es ermöglichen, die […] Genese
der einzelnen ‚Nationalhistoriographien‘ in der Monarchie […], ihre wechselseitigen Bezie-
hungen, die Herausbildung oder Einschränkung wissenschaftlicher und sozialer Kontakte
und schließlich auch die Instrumentalisierung der deutschsprachigen Geschichtsschreibung
in der Zeit des Dritten Reiches zu verfolgen.“
Hiram Kümper zieht in „Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte“ das
Fazit : „Dieser Band ist auch ein (wissenschafts-)politisches Statement. Zum einen setzt
er sich konzeptionell gegen die bereits vorliegenden, älteren Arbeiten und das noch 2006
erschienene ‚biographisch-bibliographische Lexikon‘ österreichischer Historikerinnen und
Historiker (hg. von Doris A. Corradini und Fritz Fellner) ab, die ‚sich jeder Wertung der
Personen oder ihrer Arbeiten‘ (S. 15 [des ersten Bandes]) enthalten. Statt lexikalischer Ver-
zeichnung geht es bei diesem Projekt also um wissenschafts- und zeithistorisch analytische
Portraits.“13 Und weiter : „[…] jedenfalls leisten die Beiträger […] einen sehr elaborierten
Beitrag zur eingeforderten Auseinandersetzung mit dem Erbe der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts. Und das sollte doch wohl das Entscheidende sein. […] Ein solides Stück His-
toriographie- und in mancher Hinsicht ein aufschlussreiches Stück Zeitgeschichtsschrei-
bung.“ Francesco Roberg schreibt in „Sehepunkte. Rezensionsjournal für die Geschichts-
wissenschaften“, dass die Beiträge „allesamt grundständig erarbeitet und quellengesättigt“
sind und verdeutlichen, „wie reizvoll und ergiebig die Beschäftigung mit der jüngeren Wis-
senschaftsgeschichte sein kann“.14 Monika Glettler, als Herausgeberin der für die „Öster-
reichischen Historiker“ vorbildhaften „Prager Professoren“15 mit der Problematik großer
Sammelbände vertraut, stellt in „Stifter-Jahrbuch“ fest, dass in allen Beiträgen bei den Por-
trätierten ihre „Verbindungen zum politischen, gesellschaftlichen und privaten ‚Netzwerk‘“
aufgezeigt wurden16. Und weiter : „Betreffend Forschungsstand, Fragen, Analysen, vor al-
lem dank akribisch ausgewerteter Quellenfunde, ‚Ego-Dokumenten‘ […] und in Fußnoten
versteckter Befragung von Zeitgenossen […] liegt hier ein Pionierwerk vor, das Vergleich-
bares vermissen läßt. […] Angesichts eines sehr weiten Feldes zwischen Anerkennung und
Polemik unserer derzeitigen Historiker ist die unterschiedliche Länge der Beiträge […]
nicht zu bemängeln, auch nicht die unterschiedliche Qualität einzelner Beiträge.“
13 Siehe wie auch im Folgenden Kümper (wie Anm. 2).
14 Siehe wie auch im Folgenden Roberg (wie Anm. 2).
15 Prager Professoren 1938–1948. Zwischen Wissenschaft und Politik, hg. v. Monika Glettler, Alena
Míšková (Veröff. zur Kultur und Geschichte im östlichen Europa 17, Essen 2001).
16 Siehe wie auch im Folgenden Glettler (wie Anm. 2).
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien