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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
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Page - 87 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2

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Anton Chroust (1864–1945) 87 Als Paläograph erkannte Chroust natürlich die angelsächsische Hand ; zur genauen Da- tierung bedurfte es jedoch des Rats eines Spezialisten für Altenglisch, und Würzburg besaß in der Zeit des Aufblühens der historischen Sprachwissenschaft in Deutschland einen guten Fachmann : den Extraordinarius für Anglistik Max Förster. An diesen wandte er sich im Juni und November 1900 und dann mehrfach im Jahr 1901 um Rat. Im Schreiben Chrousts an das Kultusministerium vom 9. Dezember 1901 und im Bericht des Senats der Universität vom 23. Juli 19024 heißt es, Chroust habe Förster gefragt, ob Cuthsuuith ein angelsäch- sischer Name sei, was Förster bejahte und durch Mitteilungen über diese Person ergänzte. Förster machte auch darauf aufmerksam, dass die Eintragung als eine der ältesten datier- baren Aufzeichnungen in altenglischer Sprache für die englische Philologie von großem Interesse sei, und richtete daher an Chroust die Anfrage, ob er mit Nennung von Chroust als Finder eine diesbezügliche Notiz in Brandls „Archiv“ bringen dürfe, was Chroust auch zusagte, dann aber vorläufig zurückzog, bis das betreffende Heft seiner Monumenta Pa- laeographica erschienen sei. Als Grund gab er Schwierigkeiten an, die er andernfalls mit seinem Verlag haben würde5. Chroust seinerseits behauptete, Förster habe ihm nur Litera- tur zu Cuthsuuith genannt. Wie dem auch sei, jedenfalls identifizierte Chroust, was noch heute Bestand hat und von Bernhard Bischoff und Elias Avery Lowe akzeptiert wurde6, die Cuthsuuith mit einer in zwei Urkunden von ca. 700 genannten Äbtissin aus der Diözese Worcester ; der genaue Ort ihres Klosters, Inkberrow, wurde von der Forschung erst spä- ter gefunden7. Somit wird deutlich, dass der berühmte italienische Unzialkodex zunächst 4 BHStA, MK 11364 ; UAWb, ARS Nr. 1623. Ausführlich Chroust ans Ministerium vom 09.12.1901, ebd. Nr. 1622. 5 Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen, begründet von Ludwig Herig, hg. (ab Bd. 94, 1895) v. Alois Brandl, Anton Tobler. In Bd. 107 (= N. F. 7) (1901) 103ff., erschien mit der Sigle A(lois) B(randl) unter : „Kleine Mitteilungen“ eine Miszelle mit dem Titel : „Chrousts Fund einer der ältesten a(n)g(el) s(ächsichen) Aufzeichnungen“, mit der Beschreibung der Handschrift durch Chroust in Bd. V der ‚Monumenta Palaeographica‘, der am 01.08.1901 erschien und Abbildung des Eintrags, die Chroust ermöglichte. Förster wird 105 erwähnt ; er habe „sich für die Aufhellung der Stelle […] sachkundig interessiert […]“ Über Cuthsuuith hatte Felix Liebermann Auskunft erteilt, für die Datierung (8. Jh.) war zusätzlich Michael Tangl befragt worden. Über Förster, der später ein führender anglistischer Sprachwissenschaftler wurde, dessen besondere Verdienste in der Erforschung der Einflüsse des Keltischen auf das Altenglische und in der Verbindung von Sprachwissen- schaft, Siedlungsgeschichte und Volkskunde lagen, vgl. Wolfgang Clemen, in : NDB 5 (Berlin 1961) 279f.; Frank Rutger Hausmann, Anglistik und Amerikanistik im „Dritten Reich“ (Frankfurt/M. 2003) 247–262. 6 Bischoff, Libri sancti Kyliani (wie Anm. 2) 88 und 159 ; ders., Mittelalterliche Studien 2 (Stuttgart 1967) 324 und 333 ; Elias Avery Lowe, Codices latini antiquiores 9 (Oxford 1959) 1430 ; ders., Palaeographical Papers 1907–1965 1, hg. v. Ludwig Bieler (Oxford 1972) 243. 7 Monumenta Palaeographica Abt. 1, Ser. 1 (wie Anm. 1) Lieferung 5, Tafel 2. Vgl. dazu Patrick Sims-Wil- liams, Cuthswith, seventh-century abbess of Inkberrow, near Worcester, and the Würzburg manuscript of Jerome on Ecclesiastes, Anglo-Saxon England 5, hg. v. Peter Clemoes (Cambridge 1976) 1ff. (mit reichen Literaturangaben).
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Österreichische Historiker
Subtitle
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Volume
2
Author
Karel Hruza
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78764-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
678
Keywords
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Category
Biographien
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