Page - 211 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Image of the Page - 211 -
Text of the Page - 211 -
Martin Wutte (1876–1948) 211
elf Faszikeln bestehende Bestand in 27 Archivkartons, Überformate in zwei Großformat-
faszikel verpackt“. Bei diesem Schrifttum handelt es sich um „(Zeitungen, Zeitungsaus-
schnitte, Broschüren, handschriftliche Notizen, Übersetzungen aus slowenischen Publi-
kationen und Pressemedien) hauptsächlich zu den Themenbereichen : Erster Weltkrieg,
Kärntner Abwehrkampf und Volksabstimmung, Friedenskonferenz in Paris, Minderhei-
tenproblematik, Bevölkerungsstatistik, Deutschtumspflege“. Später wurde dieser Bestand
ergänzt, 2005 neu verzeichnet, 2006/2007 revidiert47.
III. Von der „Geschichte im Ich“ zum „Ich in der
Geschichte“48
Einschätzungen und Klassifikationen zu Wutte, sowohl von Fürsprechern als auch Kon-
trahenten, erfolgten bis 1988 auf der Basis seiner Publikationen und des verkürzten Auto-
grafs. Biografische Selbstbeschreibungen – vorwiegend in der westeuropäischen Frühneu-
zeitforschung als „Ego-Dokumente“ bezeichnet – geben, kurz gesagt „Auskunft über die
Selbstsicht eines Menschen“, allgemeiner formuliert : ein Mensch deklariert oder verbirgt
sich gezielt49.
Ein Vergleich zwischen der verkürzten Fassung und dem vollständigen Lebenslauf
Wuttes sowie Ergänzungen und Fragestellungen erlauben es, Konturen seiner Psycho-
grafie zu schärfen. Im ersten Abschnitt von „Mein Lebenslauf“50 umreißt der Verfasser
47 Wilhelm Wadl, in : KLA 683, Katalog Nr. 235, (Sammlung Wutte) 3f.
48 Vgl. Michael Mitterauer, Lebensgeschichte sammeln. Probleme um Aufbau und Auswertung einer Do-
kumentation zur popularen Autobiographik, in : Biographieforschung. Gesammelte Aufsätze der Tagung des
Fränkischen Freilandmuseums am 12. und 13. Oktober 1990, hg. v. Hermann Heidrich (Bad Windsheim
1991) 17–35, zitiert nach : Vom Lebenslauf zur Biographie. Geschichte, Quellen und Probleme der histori-
schen Biographik und Autobiographik, hg. v. Thomas Winkelbauer (Schriftenreihe des Waldviertler Hei-
matbundes 40, Waidhofen an der Thaya 2000) 175.
49 Winfried Schulze, Ego-Dokumente. Annäherung an den Menschen in der Geschichte ? Vorüberlegun-
gen für die Tagung „EGO-DOKUMENTE“, in : Ego-Dokumente. Annäherung an den Menschen in der Ge-
schichte ?, hg. v. dems. (Quellen und Darstellungen zur Sozial- und Erfahrungsgeschichte 2, Berlin 1996)
11–30, hier 14.
50 Darin sind biografische Eckdaten enthalten : 15.12.1876 geboren als ältester Sohn – neben weiteren sieben
Geschwistern – des Bauern Martin Wutte in Obermühlbach (Gemeinde Frauenstein) und der Anna Wutte,
geb. Ertl. Die Vorfahren Wuttes gehörten überwiegend dem Bauern- und Gewerbestand an. Wutte absolvierte
seine Volksschulzeit in Obermühlbach. Dem Wunsche der Mutter folgend – Wutte sollte Pfarrer werden –
besuchte der Jugendliche unterstützt von einem hochachtbaren Priester, Pfarrer Johann Ubelacker, anschlie-
ßend 1888/89–1891/92 das fürstbischöfliche Knabenseminar „Marianum“ in Klagenfurt, ab 1892/93 das
Widmaneum in Villach, ab 1893/94 Zögling dieses Konvikts, legte er an dieser Bildungsanstalt 1896 die
Reifeprüfung mit Auszeichnung ab. Es folgte das Studium der Geschichte und – zunächst – Germanistik, und
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien