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300 Martina Pesditschek
jeden äußeren Anlass und ergo zweifellos
höchst freiwillig und aus einem inneren
Drang heraus gerechtfertigt oder gepriesen.
Dafür seien im Folgenden nur einige wenige
charakteristische Beispiele aufgeführt :
Die totalitäre Inanspruchnahme des
Einzelnen durch die nationalsozialistische
„Volksgemeinschaft“ hat Srbik etwa wie
folgt begrüßt : „Wir wissen uns hiermit im
Einklang mit dem Totalitätsbegriff, dessen
Wirklichwerden auf politischem und so-
zialem Gebiet wir mit tiefem Empfinden
und Wollen erleben. Erschüttert und erho-
ben begreifen wir das Wesen der deutschen
Volksgemeinschaft, die Erhöhung der ge-
sellschaftlichen Lebensebene von Millio-
nen Deutscher und die Angleichung der
bisherigen Klassen, das Heraufkommen ei-
nes neuen Volkszeitalters von organischer
Natur. […] Beide Horte der Kultur [sc.
deutsche Universität und deutsche Techni-
sche Hochschule] […] sind nun durch den
Gedanken der Dienstpflicht der Wissenschaft am Volkstum innerlich verknüpft.“202
Hinsichtlich der Kriegspolitik hat Srbik etwa in dem wenige Tage nach dem
„Anschluss“203 verfassten Nachwort zur 2. Auflage seiner Broschüre „Mitteleuropa“ den
„Führer“ gleich zu weiterer Aktion aufgefordert : „Adolf Hitler selbst weiß es und hat
es erklärt, daß ein völliges Sichdecken von Nation und Staat für das deutsche Volk eine
Unmöglichkeit ist, so wie wir dies für Ostmitteleuropa betont haben. Die organische
Gliederung Mitteleuropas aber, das ‚neue Gestaltungsprinzip, das von dem deutschen
Gesamtvolk für die durch Schicksalsgemeinschaft verbundene gesamte Erdteilsmitte aus-
gehen soll‘, das ist auch heute noch, so sehr wir diesem Ziele näher gekommen sind, die
Aufgabe der Zukunft. Der feste Glaube, daß sie vom deutschen Volk gelöst werden wird,
202 Heinrich Ritter von Srbik, Geleitwort, in : Die deutschen Technischen Hochschulen. Ihre Gründung und
geschichtliche Entwicklung (München 1941) XI–XIV, hier XIIIf.
203 „[…] als durch die elementare Macht des nationalen Willens, der die erdrückende Mehrheit des deutschen
Volks in Österreich erfüllte, und durch die unvergleichliche Entschluß- und Tatkraft des deutschen Führers
eine neue Epoche für Mitteleuropa und für die deutsche Volksgemeinschaft heraufgeführt wurde“ ; Heinrich
von Srbik, Mitteleuropa (wie Anm. 134, 21938,) 41.
Abb. 23 : Das Präsidium der Akademie, die Professoren
Ernst Späth, Srbik, Egon (Ritter von) Schweidler
und Hans Hirsch (v.l.n.r.), bei der Eröffnung der
Feierlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften
in Wien am 23. November 1938
Österreichische Historiker
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Volume 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Österreichische Historiker
- Subtitle
- Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
- Volume
- 2
- Author
- Karel Hruza
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78764-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 678
- Keywords
- Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
- Category
- Biographien