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4 Einführung
in seinem Fall die Erschließung neuer Einkommensquellen für die Abreise eine Rolle.
Mit der jeweiligen Abreise und der damit verbundenen räumlichen Trennung begann
ein reger Briefwechsel zwischen Franz, Marianne Pirker und Giuseppe Jozzi, der bis
zum Aufenthalt von Franz in Hamburg Ende September 1749 andauerte. Überliefert
sind die Korrespondenz von Franz und Marianne, von Franz und Giuseppe Jozzi sowie
die Briefe von Jozzi an Marianne 16 Schreiben von Marianne an den Kastraten sind
nicht überliefert. Ferner stammen aus diesem Zeitraum Briefe an die beiden Pirkers aus
der Feder des Hamburger Kaufmanns Giovanni Antonio Porta, des Sängers Francesco
Borosini und seiner Frau Rosa d’Ambreville, des Impresarios Pietro Mingotti sowie
von Raffaele Turcotti, dem Bruder der Sängerkollegin Maria Giustina Turcotti. Für die
Zeit von Oktober 1749 bis Januar 1756 sind ferner mehrere Schreiben des Kaufmanns
Nathaniel Voogd, die Warenkäufe der Pirkers betrafen, und verschiedener weiterer
Personen mit teils privatem, teils beruÀichem Inhalt überliefert. Dazu gehören auch
Briefe an Niccolò Jommelli, die Franz Pirker wohl von Amts wegen – er war damals
bereits in württembergischen Diensten – zur Kenntnis übermittelt wurden. Ebenfalls
in diesen Zeitraum gehören drei weitere Briefe von Franz aus Venedig vom Juli 1753, in
denen er über seine Bemühungen um das Engagement neuer Kräfte für das Stuttgarter
Hoftheater berichtete.
Dass dieses Konvolut von insgesamt 250 Briefen überhaupt erhalten geblieben ist,
verdankt man zwei besonderen Umständen: Zum einen war Franz Pirker offensichtlich
ein recht penibler Archivar, der schon wegen der Verzögerungen, die der Postweg im-
mer wieder mit sich brachte, und der steten Angst, dass Schreiben verloren gehen oder in
falsche Hände gelangen könnten, seine eigenen Briefe nummerierte und auch seine Frau
darum bat. Außerdem bewahrte er die erhaltenen Schreiben auf, ließ sich die eigenen
später wieder aushändigen und verfuhr ähnlich mit den an Marianne gerichteten Brie-
fen Jozzis. Zum anderen wurde die von Franz gesammelte Korrespondenz im Zuge der
von Herzog Carl Eugen von Württemberg angeordneten Gefangennahme der Pirkers
im September 1756 beschlagnahmt, behördlich archiviert und damit vor der Vernichtung
bewahrt sie wurde dem Paar, das erst Ende 1764 wieder freigelassen und des Landes
verwiesen wurde, auch nach der Haft nicht wieder ausgehändigt. Erst in jüngerer
Zeit kam es zum Verlust eines Briefs von Giuseppe Jozzi.17 Zugleich konnte aber auch
ein bisher unbekannter, zu dem Bestand gehöriger Brief Pietro Mingottis vom 1. April
1749 (123) unter einer anderen Archiv-Signatur aufgefunden werden.18
16 Zu Jozzis Briefwechsel mit Franz und Marianne Pirker siehe Blume, Verstümmelte Körper?,
S. 236 –259.
17 Ein Brief Giuseppe Jozzis vom 3. November 1748 (66) ist seit spätestens 2015 nicht mehr auf¿nd-
bar, jedoch auf einem Archiv¿lm aus den 1980er-Jahren überliefert (HStAS, Signatur A 202 Bü
2841).
18 HStAS, Signatur A 21 Bü 620.
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Die Operisti als kulturelles Netzwerk
Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker, Volume 1 & 2
- Title
- Die Operisti als kulturelles Netzwerk
- Subtitle
- Der Briefwechsel von Franz und Marianne Pirker
- Volume
- 1 & 2
- Editor
- Daniel Brandenburg
- Publisher
- Österreichischen Akademie der Wissenschaften
- Location
- Wien
- Date
- 2021
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-8898-8
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 1048
- Category
- Kunst und Kultur