Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Page - 22 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 22 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Image of the Page - 22 -

Image of the Page - 22 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

Text of the Page - 22 -

22 Aufstandes (132 n. Chr.) fest etablieren sollte. Gleichwohl löste das Edikt des Kyros eine Rückwanderungswelle aus, die die Voraussetzung für die Wiedererrichtung Jerusalems als Hauptstadt und des Tempels schuf.31 Obschon der Terminus der Alijah üblicherweise im Kontext der modernen jüdischen Einwanderung zur Anwendung kommt, wird die Palästina-Wanderung seit der Rückkehr der Jüdinnen und Juden aus dem babylonischen Exil mit dem hebräischen Wort für „Aufstieg“, Alijah, benannt und umschrieb etwa auch jene Immigration, welcher die Vertreibung aus Spanien im 15.  Jahrhundert vorausging. Ebenso kannte die jüdische Religion32 den Ausdruck und gebrauchte ihn im Zusam- menhang mit den drei Pilgerfesten des Jahres (Pessach, Shavuot und Sukkot)  – das „Aufsteigen“ bezog sich dabei auf das Bergland Judäas, im Speziellen auf den Berg Zion, den Tempelberg Jerusalems. Geläufiger wurde der Begriff, als ihn die zionistische Bewegung und ihre Vorläufer im 19.  Jahrhundert für ihre Zwecke instrumentalisierten und die Alijah bzw. (im Plural) Alijoth als Bezeichnung für die zahlenmäßig erstmals bedeutenden Migrationsbewegungen von Jüdinnen und Juden nach Palästina verwendeten. Dass sich die Zionisten dieses Terminus, der wie viele andere Begriffe des zionistischen Vokabulars einen ursprünglich religi- ösen Charakter hat, bedienten, war keineswegs unproblematisch. Ihrer Ideologie zufolge war und ist die Einwanderung als „Alijah“ (Aufstieg), sind die Einwanderer als „Olim“ (Aufsteigende) zu bezeichnen. Damit wurde/wird nicht bloß stillschwei- gend vorausgesetzt, dass der Akt der Immigration für jede Jüdin und jeden Juden eine persönliche Höherentwicklung bzw. einen „geistigen Prozess“ bedeute. Das in allen Phasen der Palästina-Wanderung existierende Motiv der Flucht aus einer im Herkunftsland bestehenden Notsituation jedweder Art wird mit dieser Prämisse völlig außer Acht gelassen, der Einwanderer wird hingegen als Idealist begriffen, der allein seiner Überzeugung wegen nach „Erez Israel“ „hinaufstieg“. Spätestens im Laufe der 1930er Jahre, als die Fünfte Alijah unzählige Flüchtlinge aus dem faschis- tischen Europa ins Land brachte, die nicht nur vom Judentum und vom Zionismus, sondern auch von den Verhältnissen in der neuen Heimat nur vage Vorstellungen hatten, wurde diese Annahme als utopisch entlarvt und musste korrigiert werden. Eine nicht unerhebliche Anzahl an Immigrantinnen und Immigranten betrachtete Palästina/Israel in der Folge auch nicht als „neue Heimat“, sondern als (manchmal temporäres) Asyl. Der Konflikt zwischen dem Yishuv, der Palästina nicht nur als Zufluchtsstätte begriffen haben wollte, und den Neueinwanderern, die besonders nach 1938 zufällig und in Ermangelung alternativer Emigrationsmöglichkeiten eben dorthin gelangten, verstärkte das ohnehin spannungsreiche Verhältnis zwischen „Etablierten und Außenseitern“, das bei der Zusammenkunft von bereits etablierten Gemeinschaften und Zuwanderern charakteristisch war.33 Gemeinschaften wird er gebraucht. Vgl. Erich Zenger, Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart 2008, S. 733 (Anhang, Erklärung bibelwissenschaftlicher Fachbegriffe). 31 Krämer, Geschichte Palästinas, S. 35. 32 Der Begriff taucht auch beim jüdischen Ritus auf: Mit „Alijah laTora“ wird in der Synagoge zur Thora-Lesung aufgerufen. 33 Brinkmann, Jüdische Migration, o. S. Siehe dazu auch das Kapitel zur Fünften Alijah.
back to the  book Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945"
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
Geschichte Nach 1918
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht