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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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60 Osteuropa wirkte das Regulativ nach eigenen Angaben speziell bei der Vorgehens- weise der Auswahl von Kandidatinnen und Kandidaten, die sich für die Alijah „in beruflicher, sanitärer und moralischer Hinsicht“ eignen würden.147 Angesichts der großen Anzahl an für die Alijah vorgemerkten Personen und den zunehmenden Versorgungsschwierigkeiten appellierte die Leitung des Palästina-Amtes wiederholt an den britischen Gesandten Lindley, sich an das Foreign Office zu wenden und die Zulassung der jüdischen Einwanderung nach Palästina zu befürworten  – eine Bitte, der er am 26.  Mai 1920 nachkam: „I venture once more to emphasise the fact that the Zionist organisation here, which is regarded as being a trustworthy body, is frequently pressing me to endeavour to secure a removal of the restrictions on emigration to Pa- lestine, which weigh heavily on the poorer members of the Zionist commu- nity. It occurs to me that as Great Britain has now assumed the mandate for Palestine it might be possible henceforward to draw a distinction between Zionist Jews and other former enemy subjects […]“.148 Nur wenige Wochen später folgte schließlich auf die im Juli in London stattge- fundene Jahreskonferenz der Zionisten, in deren Rahmen grundlegende Bestim- mungen der Alijah und die Gründung einer Einwanderungszentrale in Palästina beschlossen wurden, die grundsätzliche Bewilligung der jüdischen Immigration von Seiten der Zivilverwaltung unter Hochkommissar Herbert Samuel. Obschon die Immigrationsmöglichkeiten tatsächlich noch sehr eingeengt blieben, wurde das Palästina-Amt mit einer deutlich gestiegenen Anzahl an Auswanderinnen und Auswanderern konfrontiert, die aber weniger mit den veränderten Einwanderungs- bedingungen, sondern in erster Linie mit dem Angriff der Sowjetrepublik auf Polen im Frühjahr 1920 zusammenhingen. Durch den Zustrom polnischer Flüchtlinge mussten plötzlich durchschnittlich 1.200 Personen beraten, versorgt und mit Pässen und Visa ausgestattet werden. Hinzu kamen zahlreiche Durchwanderer, die ihre Papiere bereits anderswo besorgt hatten, aber dennoch erfasst und weiterbefördert werden mussten. Wie Gabriele Anderl festhält, spiegelten die jeweiligen Zahlen der sich ans Palästina-Amt wendenden Durchwanderinnen und Durchwanderer die politischen Entwicklungen der osteuropäischen Staaten wider: Neben dem pol- nisch-sowjetischen Krieg wirkten sich auch die antisemitischen Pogrome in Ungarn und in der Ukraine zu Beginn der 1920er Jahre, in deren Folge eine Vielzahl an Jüdinnen und Juden nach Palästina emigrieren wollten, auf das Wiener Büro aus.149 Eine der wichtigsten Aufgaben des Palästina-Amtes war die Verteilung der Zer- tifikate150. Sobald das Büro über Einwanderungsgenehmigungen verfügte, lud die 147 Palästina-Informationsbuch, S. 12 f. 148 Lindley an Foreign Office, 19. 5. 1920. TNA, FO 371/5183, E 5256/476/44. 149 Anderl, Generationenkonflikte, S. 75. 150 Im Wesentlichen ging es dabei um die Arbeiterzertifikate (Kategorie C); die Genehmigungen anderer Kategorien wurden grundsätzlich von anderen Stellen (Kategorie A bei der Britischen Passstelle, B bei der Einwanderungsabteilung der Palästina-Regierung und D bei den zuständigen Einwanderungsbehörden in Jaffa, Haifa und Jerusalem) ausgestellt.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
Geschichte Nach 1918
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