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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Page - 63 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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63 leer stehenden Kasernen, Fabriken und Gasthäusern. Seit März 1921 bestand in der Rossauer Kaserne, Wien IX., Türkenstraße 24, ein eigens eingerichtetes Durchwan- dererheim („Beth Olim“), das dem „Zionistischen Landeskomitee für Österreich“ gehörte. Bei der Verköstigung und Ausstattung wurde das Palästina-Amt besonders vom „Anitta-Müller-Hilfswerk“ und vom „Joint“ unterstützt. Um die Vielzahl an Personen unterbringen und sie gleichzeitig beschäftigen zu können, wurde außer- dem begonnen, Auswanderinnen und Auswanderer jüdischen Grundbesitzern und Pächtern zuzuweisen. Neben der landwirtschaftlichen Ausbildung wurden auch Kurse für städtische Berufe abgehalten und damit die Grundlagen für die später planmäßig ausgebaute Hachscharah geschaffen. Durch die Gründung von weiteren Palästina-Ämtern waren Durchwanderin- nen und Durchwanderer ab den 1920er Jahren häufig bereits mit sämtlichen Rei- sepapieren ausgestattet. Wenn außerdem direkte Bahnkarten bis Triest und die erforderlichen Valuten (Lire, Dinar und Kronen) vorlagen, konnten die Personen prinzipiell unmittelbar nach der Einreise zum Abfahrtsbahnhof befördert werden. Der ständige Bahnhofsdienst, der zur Zeit des großen Wanderverkehrs über Wien unterhalten wurde, war in der Folge nicht mehr notwendig. Durch die hohe Zahl an Bewerberinnen und Bewerbern und das geringe Kon- tingent an Zertifikaten war das Auswahlverfahren mit einem großen zeitlichen Aufwand verbunden, wodurch von durchschnittlich sechs Monaten ausgegangen werden konnte, die zwischen der Registrierung und der tatsächlichen Abreise einer Emigrantin und eines Emigranten, gleich welcher Kategorie, lagen. Vor allem für die Palästina-Wanderung der 1920er Jahre kam in erster Linie der Reiseweg über Triest in Frage. Die Bahnkarten nach Triest wurden vom Palästina-Amt im Vorver- kauf erworben, bei größeren Gruppen verlangte die Eisenbahnverwaltung separate Waggons und eine Begleitperson. Die Fahrpreise für die Strecke Wien–Triest hingen von der Verbindung (entweder über Postumia oder über Tarvis), der Zugkategorie (Schnellzug oder Personenzug) und der Beförderungsklasse (I., II. oder III. Klasse) ab. Im 1936 veröffentlichten Palästina-Informationsbuch wurde die rund zwölf- stündige Zugfahrt von Wien nach Triest mit 51,50 Schilling, die Schifffahrt von Triest nach Haifa mit knapp 250,– Schilling beziffert. Die Überfahrt, die zunächst nur mit dem „Lloyd Triestino“, später auch mit anderen Linien jeden Mittwoch sowie jeden zweiten Freitag erfolgte, dauerte ca. fünf Tage. Jenen Auswanderinnen und Auswanderern, die im Zuge ihrer Reise ihre Verwandten in Polen besuchen wollten, wurde empfohlen, die Route über das rumänische Constanza, von wo ebenfalls wöchentlich Schiffe nach Palästina ablegten, zu wählen. Der Weg über Griechenland wurde hingegen selten genommen (die Bahnfahrt über Ungarn und Jugoslawien nach Piräus dauerte ca. 48 Stunden, die Schifffahrt nach Haifa rund 55 Stunden), vom Landweg über die Türkei und den Libanon wurde den Emigran- tinnen und Emigranten angesichts der Reisedauer von sieben bis acht Tagen (inkl. Wartezeiten) überhaupt abgeraten.154 In der Regel legten die in Palästina ankommenden Schiffe sowohl in Jaffa als auch in Haifa an. In den Häfen wurden die Passagiere von Passkontrolleuren und 154 Palästina-Informationsbuch, S. 101.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
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