Page - 68 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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68 Der KKL verfügte über städtischen Boden und zahlreiche Siedlungen, die sich
über das ganze Land erstreckten. Errichtet wurde eine Vielzahl an Moschawoth,
Kwuzoth und Kibbuzim, mehrere vorstädtische Siedlungen, landwirtschaftliche
Lehrfarmen, Arbeiterlager, Wohnhäuser, Sanatorien und Spitäler, sowie einige
Synagogen, Krankenhäuser, Erziehungsanstalten und andere Gebäude öffentlicher
Institutionen.
Ebenfalls zur Förderung der Gründung und Entwicklung von Siedlungen,
Dörfern und Städten, aber auch zur Unterstützung etwa von industriellen Unter-
nehmungen wurde anlässlich der Zionistischen Konferenz 1920 in London der
„Palästina-Aufbaufonds“ („Keren Hajessod“, KH) ins Leben gerufen. Als finanziel-
ler Arm der „Zionistischen Weltorganisation“ bezweckte der KH die Beschaffung
von Geldmitteln. Auf Basis einer jährlichen freiwilligen Steuer sollte jede einzelne
Jüdin und jeder einzelne Jude zur Bildung der Grundlagen des jüdischen National-
heims – Besiedelung und Immigration – beitragen. Ähnlich dem KKL entstanden
unmittelbar nach Gründung des KH weltweite Zweigstellen; der Hauptsitz wurde
1926 nach Jerusalem verlegt.
Die Tätigkeitsfelder der beiden Fonds ließen sich nicht exakt voneinander
abgrenzen. Eine Aufgabe allerdings, die allein vom KH wahrgenommen wurde, war
die direkte und indirekte Finanzierung der jüdischen Einwanderung nach Paläs-
tina. Zuwendungen erhielten die Palästina-Ämter, landwirtschaftliche Lehrfarmen
und Einwandererheime, außerdem wurden Immigrantinnen und Immigranten vor
allem der Arbeiterkategorie in der ersten Zeit ihrer Niederlassung mit günstigen
Unterkünften versorgt.
Die nach dem Krieg entstandenen KKL- und KH-Zweigstellen in Österreich
waren gleich wie die übrigen nationalen Niederlassungen neben den Spenden-
sammlungen für die Durchführung einer umfassenden Werbearbeit zuständig, die
die jüdische Palästina-Wanderung vorantreiben, aber auch den Touristenverkehr
beleben sollte. Das Ziel war die Etablierung säkularer Pilgerreisen, durch die die
nationaljüdische Bedeutung der historischen Stätten vermittelt wurde.167 Anlässlich
der 1932 in Tel Aviv stattfindenden „Makkabiah“168 wurde gemeinsam mit dem
„Zionistischen Landeskomitee“ eine Jubiläumsaktion initiiert, für die 1.000 freiwil-
lige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewonnen wurden, die jeweils eine gewisse
Geldsumme zusammentragen sollten. Als Anerkennung ihres Engagements führte
der KKL eine Verlosung von fünf Palästina-Reisen durch, im Zuge derer die Gewin-
ner das Sportfestival besuchen und einige Tage im Land verbringen konnten.169
Nachdem bereits im August 1925 in Wien eine Palästina-Ausstellung organisiert
worden war, plante der KKL im Jahr 1932 erneut eine solche Schau zu veranstalten.
Auf der von 4. bis 11.
September abgehaltenen „Wiener Internationalen Messe“, die
jährlich von Besucherinnen und Besuchern aus mehr als 60 Staaten frequentiert
167 Vgl. Michael Berkowitz, Western Jewry and the Zionist project, 1914–1933, Cambridge 1997,
S. 125–146.
168 Die „Makkabiah“ (auch Makkabiade) ist die größte internationale jüdische Sportveranstaltung und
den Olympischen Spielen nachempfunden.
169 CZA, KKL5/5316/1, S. 116.
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Title
- Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
- Subtitle
- Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Author
- Victoria Kumar
- Publisher
- Studienverlag Ges.m.b.H.
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7065-5419-0
- Size
- 15.6 x 23.4 cm
- Pages
- 216
- Keywords
- Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
- Categories
- Geschichte Nach 1918