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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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86 haften Scheu der jüdischen Zeitungsleute vor der Erörterung jüdischer Themen“ seiner Ansicht nach einer dringenden Notwendigkeit entsprang. Die Titulierung der österreichischen Großpresse als „Judenpresse“ hätte zwar insofern zugetroffen, als die größten Blätter von Juden veröffentlicht und geschrieben wurden; auf den Inhalt angewendet, erschien die Bezeichnung aber „geradezu widersinnig, denn alles Jüdische wird von dieser Presse grundsätzlich totgeschwiegen.“225 Stricker bemängelte an den vorhandenen Wiener Zeitschriften insbesondere das Ignorie- ren der Entwicklung der zionistischen Bewegung und der Vorgänge in Palästina, Inhalte, die in der „Wiener Morgenzeitung“ neben allgemeinen politischen Themen häufig thematisiert wurden. Finanzielle Schwierigkeiten, die trotz umfangreicher Sponsorensuche nicht überwunden werden konnten, führten 1927 zur Einstellung der Zeitung, die Mitte der 1920er Jahre eine Auflage von (für eine jüdische Publi- kation immerhin) 8.000 Stück erreicht hatte. Das Vakuum, das durch den Zusam- menbruch der für die österreichischen Zionistinnen und Zionisten bedeutendsten Zeitschrift entstanden war, versuchten mehrere publizistische jüdische und zionis- tische Neugründungen zu füllen. Hecht nennt eine Zahl von 21 Periodika, die im Jahr 1930 erschienen sind, darunter beispielsweise „Der Jüdische Arbeiter“, „Meno- rah“, „Palästina“, „Die Stimme“ und „Die Wahrheit“.226 Als direkte Nachfolgerin der „Wiener Morgenzeitung“ entstand die Wochenzeitschrift „Die Neue Welt“, die von 1927 bis 1938 von Robert Stricker herausgegeben wurde und vorübergehend auch als Organ der „Revisionistischen Weltexekutive“ fungierte. Nach eigener Definition trat das Blatt, das dem Namen nach an das 1897 von Herzl gegründete Organ „Die Welt“ anknüpfte, „für die Versöhnung der Völker, für einen ehrlichen Frieden, für Demokratie und Völkerbund, für die Aufrichtung des Judenstaates in Palästina“ ein.227 Mithilfe der „Jewish Telegraphic Agency“ konnte das Blatt Nachrichten zur jüdischen Weltpolitik, aus Palästina und anderen Ländern publizieren. Als Nach- folgerin der „Morgenzeitung“ verstand sich aber auch die von Leo Goldhammer, Adolf Böhm und David Rothblum von 1928 bis 1938 wöchentlich veröffentlichte Zeitung „Die Stimme“, die sich als offizielles Organ des „Zionistischen Landes- komitees für Österreich“ nicht als bloßes Parteiblatt, sondern als Volksblatt ver- stand, „wie denn der Zionismus nicht Partei- sondern Volksbewegung ist.“ Die Vermittlung von „authentischen und verlässlichen Informationen über das neue Erez Israel“ war eines der Hauptanliegen der Herausgeber und Redakteure, ferner ging es darum, sich gegen den zunehmenden Antisemitismus zu positionieren und die verschiedenen Lager gegen den gemeinsamen Gegner zu mobilisieren.228 Mit einer im Jahr 1935 erreichten Auflage von 22.000 Stück war sie die größte jüdische Zeitung Österreichs. Eleonore Lappin, die die Rezeption des Aufbaus des jüdischen Palästina in der zionistischen Presse der Zwischenkriegszeit untersucht hat, hält fest, dass sich die 225 Die Beschreibung der Blattlinie in der ersten Ausgabe schloss mit dem Hinweis: „Anderen brennt dieser Name [des „Judenblatts“, Anm.] wie ein Schandmal auf der Stirn, sie [die „Wiener Morgen- zeitung“, Anm.] will ihn gerne tragen.“ In: Wiener Morgenzeitung, Jg. 1 (19. 1. 1919) Nr. 1, S. 1. 226 Hecht, Pressewesen, S. 111. 227 Die Neue Welt, Jg. 1 (23. 9. 1927) Nr. 1, S. 1. 228 Die Stimme, Jg. 1 (5. 1. 1928) Nr. 1, S. 1.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
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