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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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114 schen Führung keineswegs unumstritten, versuchte der SD die jüdische Emigration nach Palästina zu fördern, indem er etwa die zionistischen den assimilatorischen Verbänden gegenüber bevorzugt behandelte. Da der Zionismus dem nationalsozia- listischen Ziel, „die Juden in Deutschland langsam auszuschalten“, nicht widerspre- chen würde, bestanden nach Vicco von Bülow-Schwante, Leiter des „Sonderreferats Deutschland“ im Auswärtigen Amt, keinerlei Gründe, die zionistischen Tenden- zen in Deutschland zu unterbinden.301 Mehr noch wurden gezielte wirtschaftliche bzw. finanzielle Anreize zur Auswanderung nach Palästina geboten: Das während seines Bestehens sowohl in zionistischen als auch in nationalsozialistischen Kreisen stets kontrovers diskutierte „Haavara-Abkommen“ ermöglichte zwischen 1933 und 1939 Auswanderinnen und Auswanderern über den Export deutscher Waren die Überführung eines Teiles ihres Vermögens nach Palästina, wodurch die zionistische Auswanderung aus Deutschland beträchtlich gesteigert wurde. Exkurs: Das „Haavara-Abkommen“ Theodor Herzls Vision von der Schaffung eines Judenstaates sollte durch die gere- gelte Übersiedelung des jüdischen Volkes nach Palästina realisiert werden. Wie oben dargelegt, sind seiner programmatischen Schrift nicht nur Details zu Grün- dung und Aufbau des Staates zu entnehmen, er schilderte auch die ökonomischen Rahmenbedingungen der Einwanderung und sah zur „Liquidierung aller Vermö- gensinteressen der abziehenden Juden“302 die Errichtung einer „Jewish Company“ vor. Staatsgründung und Auswanderung der jüdischen Bevölkerung würden sich seiner Ansicht nach auch positiv auf die Herkunftsländer auswirken, da die Abhän- gigkeit von europäischen Erzeugnissen zu einem wachsenden Exporthandel führen würde. Herzl skizzierte damit die Grundzüge eines wirtschaftlichen und finanzi- ellen Transfers, der fast 40  Jahre später  – freilich unter gänzlich anderen Umstän- den  – zwischen Zionisten und Nationalsozialisten durch das Haavara-Abkommen umgesetzt wurde.303 Neben dem Bestreben, die während der ersten Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland zum vorrangigen Ziel erklärte forcierte Auswanderung der jüdischen Bevölkerung zu erreichen, lag der Beweggrund der deutschen Regie- 301 Zit. in: Francis R. Nicosia, Hitler und der Zionismus. Das 3. Reich und die Palästina-Frage 1933– 1939, Leoni am Starnberger See 1989, S. 105. 302 Herzl, Judenstaat, S. 36. 303 Dieses Kapitel stützt sich vor allem auf: Werner Feilchenfeld/Dolf Michaelis/Ludwig Pinner, Haa- vara-Transfer nach Palästina und Einwanderung deutscher Juden 1933–1939 (= Schriftenreihe wissenschaftlicher Abhandlungen des Leo-Baeck Instituts, Bd. 26), Tübingen 1972, hier S. 112. Avraham Barkai, German Interests in the Haavara-Transfer Agreement 1933–1939. In: Leo Baeck Year Book 25 (1990) S. 245–266; Yehuda Bauer, Freikauf von Juden? Verhandlungen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland und jüdischen Repräsentanten von 1933 und 1945, Frankfurt am Main 1996, S. 15–51; Nicosia, Zionismus, S. 73–99; Segev, Die siebte Million, S. 31–45; Ab- raham J. Edelheit, The Yishuv in the Shadow of the Holocaust. Zionist Politics and Rescue Aliya, 1933–1939, Boulder 1996, S. 73–92.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
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