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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Page - 134 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945

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134 Organisation „Joint“, dem britischen „Council for German Jewry“ und der in Paris ansässigen HICEM366. Einzig Auslandsreisen, die auf die Akquirierung von Mit- teln für Auswanderungszwecke abzielten, wurden Löwenherz und einigen anderen Funktionären von den deutschen Behörden erlaubt. Unter der Bedingung, dass die zur Verfügung gestellten Fremdwährungen nicht der Reichsbank, sondern direkt der Kultusgemeinde zufließen würden, stellten die Hilfsorganisationen der IKG ab Mai 1938 monatlich insgesamt 100.000 US-Dollar zur Verfügung. Den Ausführun- gen Charles J. Kapralik (1895−1993) zufolge, der im Juni mit der Einrichtung und Leitung einer gleichermaßen für Kultusgemeinde und Palästina-Amt zuständigen Beratungsstelle für Devisenangelegenheiten beauftragt wurde, stimmte Eichmann der Vereinbarung trotz der angespannten Devisenlage des Reichs zu, sodass die vom Ausland stammenden Beträge auf ein Dollar-Spezialkonto bei der Länder- bank überwiesen wurden, über welches die IKG nur mit Genehmigung der Aus- wanderungsabteilung der Devisenstelle Wien verfügen konnte. Dadurch konnte Eichmann auch die Verwendung von Devisen, die von ausländischen jüdischen Hilfsorganisationen stammten, kontrollieren.367 Georg Landauer beschrieb das Palästina-Amt bereits kurz nach seiner Wiederer- öffnung als „phantastisch überlaufen“, den Betrieb als völlig unorganisiert: „Es hat weder einen Apparat, noch auch nur einen Beamten, der die Situation in Palästina beherrscht und das Publikum beraten könnte. Es spielen sich aufregende Szenen: Hilfesuchen von Seiten des Publikums und Ratlosigkeit auf Seiten des Palamtes [Palästina-Amtes, Anm.] ab.“368 Im Juli 1938 lagen der Registratur der Abferti- gungsabteilung über 30.000 Emigrationsfragebögen vor, wodurch sich inklusive der Angehörigen eine Zahl von 84.615 angemeldeten Auswanderinnen und Auswan- derern ergab.369 Im August erreichten die tatsächlichen Auswanderungszahlen, die nach der Verhaftungswelle im Mai sprunghaft angestiegen waren, mit 9.729 ihren ersten Höhepunkt.370 Der große Andrang machte die Errichtung einer eigenen Aus- wanderungsberatungsstelle im Rahmen der IKG notwendig: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informierten die jüdische Bevölkerung über Emigrationsmöglich- keiten, Einwanderungsbestimmungen und andere Einzelheiten der Zielländer.371 366 Die Hilfsorganisationen verhalfen zigtausenden europäischen Jüdinnen und Juden mittels gesam- melten Spendengeldern zur Emigration. Die HICEM war 1927 durch den Zusammenschluss der „Hebrew Sheltering and Immigrant Aid Society“ (HIAS) in New York, der „Jewish Colonization Association“ (ICA) in Paris und „Emigdirekt“ in Berlin entstanden. Der „Joint“ (American Jewish Joint Distribution Committee) akquirierte zwischen 1939 und 1945 mehr als 50 Millionen US- Dollar, die besonders an deutsche, österreichische und osteuropäische Gemeinden weitergegeben wurden. Siehe dazu Yehuda Bauer, American Jewry and the Holocaust. The American Jewish Joint Distribution Committee 1939–1945, Detroit 1981. 367 Kapralik, Erinnerungen, S. 60; Hecht/Lappin-Eppel/Raggam-Blesch, Topographie, S. 168. 368 Georg Landauer an Martin Rosenblüth, 9. 5. 1938. CZA, S7/512, S. 156 f. 369 Der Aufgabenkreis der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und die Aufbringung der erforderli- chen Mittel, Juli 1938, S. 6. CAHJP A/W 2491. 370 Jonny Moser gibt für März/April 4.710, für Mai 3.668, für Juni 8.083 und für Juli 1938 8.804 Aus- wanderungen von Jüdinnen und Juden an. Moser, Demographie, S. 27. 371 CAHJP, A/W 2591, 2592.
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Land der Verheißung – Ort der Zuflucht Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Title
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Subtitle
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
Author
Victoria Kumar
Publisher
Studienverlag Ges.m.b.H.
Location
Innsbruck
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7065-5419-0
Size
15.6 x 23.4 cm
Pages
216
Keywords
Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
Categories
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