Page - 145 - in Land der Verheißung – Ort der Zuflucht - Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
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Einem Artikel der „Zionistischen Rundschau“ zufolge konnte das Palästina-Amt
zwischen der Wiedereröffnung im Mai und der ersten September-Woche insgesamt
801 Palästina-Emigranten abfertigen
– bis 30.
Juni 108, im Juli 210, im August 315
und danach weitere 159 Personen.407
Druck wurde auf die zionistische Führung in Jerusalem nicht nur von den
Diaspora-Ländern, sondern gleichermaßen von Verbänden und Organisationen
in Palästina ausgeübt. Die Jewish Agency versuchte ihrerseits auf die Mandatsbe-
hörden einzuwirken und die Quoten zu erhöhen.408 In die Auseinandersetzungen
um die Forderung nach einer stärkeren Berücksichtigung Österreichs bei der Zerti-
fikatsverteilung (vor allem für die Kategorie Jugend-Alijah, siehe unten) schalteten
sich infolge der Ereignisse des Novemberpogroms auch andere Institutionen ein,
darunter der „Zionistische Landesverband“ und die „Hitachduth Olej Austria“.
Die „Hitachduth Olej Austria“
1924 als erster landsmannschaftlicher Zusammenschluss jüdischer Einwande-
rinnen und Einwanderer in Palästina gegründet, fungierte die „Hitachduth Olej
Austria“ (HOA) als Anlaufstelle und Hilfsorganisation für die österreichischen
Immigrantinnen und Immigranten und entwickelte im Laufe der Jahre ein über
das ganze Land ausgebreitetes Netz von Ortsgruppen und Zweigstellen. Die Ver-
einigung der „Hitachduth Olej Austria“ und der „Hitachduth Olej Germania“
(HOG) zur „Hitachduth Olej Germania ve Austria“ (HOGOA) im Sommer 1938
erfolgte in erster Linie aus organisatorischen Gründen, kann aber auch als Folge
des „Anschlusses“ betrachtet werden, als Diskussionen zwischen den zionistischen
Institutionen aufgekommen waren, ob eine komplette Verschmelzung der österrei-
chischen und deutschen Alijah erstrebenswert wäre. Obwohl die „Deutsche Abtei-
lung“ der Jewish Agency bereits zuvor gleichermaßen für die Organisation und
Durchführung der Einwanderung von Jüdinnen und Juden aus Österreich zustän-
dig gewesen war, lehnte der Großteil der österreichischen zionistischen Funktionäre
einen ganzheitlichen Zusammenschluss ab, befürchteten sie doch einen Nachteil
beim Verteilungsschlüssel der Zertifikate. Ein Bündnis der Immigrantenorganisa-
tionen kam nichtsdestotrotz zustande,409 wobei das Stärkeverhältnis zwischen HOA
und HOG in sämtlichen Organen 1:2 betrug. Die österreichischen Mitglieder des
Präsidiums bildeten die „Österreichische Kommission“, die in allen spezifisch öster-
reichischen Fragen (speziell im Zusammenhang mit Zertifikaten und finanziellen
Angelegenheiten) zu konsultieren war.410 Als Ergänzung zu obiger Darstellung der
407 Zionistische Rundschau, Jg. 1 (1938) Nr. 17, S. 3.
408 Vgl. Niederland, Immigration, S. 354–364.
409 Dagegen sprach sich lediglich die Tel Aviver Zweigstelle der HOA aus, die ihre Selbständigkeit
behielt.
410 Beschlüsse der Landesleitung der HOA vom 1. Juni 1938 betr. die Beziehungen zur HOG. CZA,
S6/3691.
Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Title
- Land der Verheißung – Ort der Zuflucht
- Subtitle
- Jüdische Emigration und nationalsozialistische Vertreibung aus Österreich nach Palästina 1920 bis 1945
- Author
- Victoria Kumar
- Publisher
- Studienverlag Ges.m.b.H.
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7065-5419-0
- Size
- 15.6 x 23.4 cm
- Pages
- 216
- Keywords
- Palestine/Israel, Aliyah/Zionism, Jewish history of Austria, National Socialism in Austria, Palästina/Israel, Alijah/Zionismus, Jüdische Geschichte Österreichs, Nationalsozialismus in Österreich
- Categories
- Geschichte Nach 1918