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B e sse n y c i. 283
der Stifter der französischen Schule in derselben zu betrachten ist, ward
um das Jahr 1740 zu Berczel in der Szabolcser Gespanschaft gebo-
ren. Sein Vater trug so wenig Sorge für die Erziehung seines vortreff-
lichen Sohnes, dasi dieser nach 4 auf den Sarospataker Schulen zu-
gebrachten Jahren schon nach Hause mußte, wo er bald auch sein weni-
ges Latein vergaß. In der Folge trat B. , ein schöner stattlicher Jüng-
ling/ in die neuerrichtete ungar. Leibgarde zu Wien ein. Der Ehrgeiz
trieb ihn zur Selbstbildung mächtig an, und bald mit der deutschen und
französ. Sprache bekannt, mit den neueren europaischen Literaturen,
besonders der französischen sich befreundend; vom Eifer der Deutschen,
welche durch eine eigene Literatur die fremden in ihre Schranken zurück-
zuweisen trachteten, angeregt, bildete er sein glückliches Talent sorgfal-
tig aus, um bey seiner Nation ein gleiches Feuer zu entstammen. So
trat er 1772 unter andern mit folgenden (in Wien gedruckten) poetischen
Werken auf: liun^adi I^ägxlo, Tragödie in 3 Acten; von Viräg,
nicht am glücklichsten, neu bearbeitet. — ^3l5, Tragödie in 5 Acten,
mit einem Nachspiele. — ^.2 emkei-nek probai'a, ein philosophisches
Oedicht in 4 Briefen, durch Pope's ^552^ on Man veranlaßt, jedoch
teine Übersetzung. — Vucla, Tragödie in 5 Acten (Presib., 2. Aufl.,
eb. 1737). Die aufgezahlten Schriften sind sämmtlich in Alexandrinern
nach französ. Mustern verfaßt, welche auf B.'s Beyspiel in der ungar.
Poesie zu jener Zeit fast allgemein wurden. Doch nun legte sich B. be-
sonders auf die Philosophie und Theologie, und trat 1779 zur kathol.
Kirche über. In diesem Zeitraume widmete er sich der Prosa, versuchte
sogar den Lucan in ungebundner Rede zu liefern, und gab zur Probe
dessen erstes Buch, nach Marmonte l übertragen, auch wirklich heraus
(Preßb. 1776), fand aber, wie billig, wenig Beyfall. 1777 folgte,
^.'plnl050pKu5, ein Lustspiel in 5 Acten ebenfalls in Prosa (Wien),
und eine Sammlung kleinerer poetischer und prosaischer Aufsätze von ihm,
Orczy und Barcsai, unter dem Titel: 521-5282^ es luto äai^kjai
(Wien). — Hsa^ai-ZIF (eb. 1773), enthaltend Ideen über ungar.
Sprachcultur. Einstimmige Anerkennung erhielt das Holmi (eb. 1779),
eine Sammlung philosophischer, literarischer, poetischer Aufsätze kleine-
ren Umfangs. Bald nachher ließ er seine französ. geschriebenen I^tti-65
ßalanteg auch ungar. drucken, und übersetzte Crebillon's Triumvirat in
der Versart des Originals (eb. 1779). Von dieser Zeit bis 1734 befand
sich B. als Custos an der kais. Hofbibliothek, und genoß weniger Muße.
Indessen hatte er die Freude zu sehen, wie machtig sein Beyspiel wirke,
und wie Ungarns beste Köpfe zu dem von ihm angedeuteten Zwecke sich
muthig vereinten. Als Kaiser Joseph die deutsche Sprache in Ungam
allgemein zu machen strebte, und dadurch noch machtiger die Nation zur
Festhaltung ihrer eigenen Sprache anregte, verfaßte B. den Plan einer
zu errichtenden Gelehrten-Gesellschaft. Diese Broschüre gab Revai
1799 zu Wien heraus. Batsän yi theilte 1789 im Magyar. Mu-
seum (I. S. 106—116) Nachrichten über folgende Handschriften B.'s
mit (welche der Verfasser selbst in der Bibliothek des Paulinerklosters zu
Pesth niederlegte, die aber leider verloren gegangen sind): 3 philoso-
phisch - politische Schriften über Gesetz im Allgemeinen, das ungarische
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie