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Böhmen II. Geographie u. Statistik. 339
de. Die meisten Zinngießer sind im Elbogner Kreise. Die meisten Gold-
und Silberposamentirer sindet man im Elbogner, Budweiser, Königgrä-
tzer Kreise und in Prag, die meisten Ooldgalanteriewaarenarbeiter eben
da. Eine Bleyweiß- und Mennig-Fabrik findet man zu Ioachims-
thal, Messingfabriken zu Graßlilz und Lustdorf im Leitmeritzer
Kreise. Schnallen, Löffel und Knopfe werden vorzüglich in Prag und
Peterswalde erzeugt, die Verfertigung der letztern beschäftigt allein
über 300 Arbeiter. Die Benutzung der die ausgebreiteten Steintohlensiötze
begleitenden Schwefelkiese zu mannigfaltigen Producten, als: Schwe-
fel, Vuriol, Alaun, vorzüglich aber Schwefelsaure, Scheidewasser
und Berggrün, wird an vielen Orten betrieben. Man kann die Schwe-
felproduction auf 4000 Ctr. annehmen; Eisenvitriol gegen 11,000 Ctr.;
Alaun gegen 5000 Ctr.; Bleyerz über 50,000 Ctr. Das Glas ist em
Hauptproduct B.s, schon im 13. Jahrhundert blühte dieser Indu-
striezweig, doch wurde in der neuesten Zeit sein Absatz durch englische
und französ. Producte sehr verringert. In 60 (vormahls das Doppelte)
Glasfabriken sind gegen 4000 Menschen beschäftigt. Dieser einzige Ar-
tllel seht jährlich 3 Millionen (sonst 12 Mi'll.) in Umlauf, wozu das
Ausland über 5 Millionen steuert. Leichtigkeit, Dauer und Wohlfeil-
heit erhalten das böhm. Glas im Werth, das nur vom schweren engli-
schen an der Weiße übertroffen wird. Oranatschleifereyen findet man im
Leitmeritzer und Czaslauer, Steingutfabriken vorzüglich im Elbogner
Kreise. — Pstanzenproducte: Der Flachs tann als dieHauptnährpfianze
des böhm. Gebirges betrachtet werden. Sein Anbau, Verarbeitung und
Verschleiß beschäftigt viele tausend Menschen, und macht ihre Subsisienz
in Überfülle der Bevölkerung in den rauhen, brotarmen Gebirgsgegen-
den möglich. Man findet in den nördlichen und östlichen Gränzgebirgen
mit der Leinwand-Industrie mehr als 11 — 15,000 Menschen auf
1 Quadratm. zusammengedrängt, und man muß das Ganze als eine un-
geheure in viele tausend Hütten zerstreute Fabrik betrachten, in wel-
cher man alle nur erdenklichen Linnengattungen nach allen Stufen der
Vollkommenheit verfertigt. — Wenigstens 500,000 kann man anneh-
men, die sich hauptsächlich mit Spinnerey für den Absatz ernähren, und
jährlich gegen 37 Millionen Stück Garn spinnen, von welchen durch
55,000 Weber 200,000 Schock Leinwand bereitet werden, 425,000
Schock als gebleichte Garne und gegen 40—50,000 Schock als Zwirn
in den Handel kommen. Der Oesammtwerth aller Leinwand-Erzeu-
gung schätzt man auf 10 Millionen. Dieser Zweig sinkt aber, der ge-
stiegenen Baumwollwaaren-Erzeugung halber, von Jahr zu Iahx.
Außer diesem werden über 100 Ctr. linnene Bänder von 1,100 Arbeitern
verfertigt. Feine Spitzen in Menge werden von 20,000 Menschen fabri-
cirt.Der Werth dieserFabrication (die ordinären mitgerechnet) beträgt gegen
Productionswerth tann man auf 1i Mill. anschlagen. Die Verarbeitung
der Baumwolle hat in den letzten Jahrzehnten mit der Leinwandfabrica-
tion gleichen Schritt gehalten. Kattune aller Art mögen für 3 Mill. ge-
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Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie