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424 N n r g c r - M i l i t a r.
mit vielen andern Requisiten und Trophäen, so wie mit ihren Fahnen
m ihrem Zeughause aufbewahrt, und bey feyerlichen Gelegenheiten ge-
braucht werden. Während des letzten französischen Krieges 1313 — 14
versah die B.M. über ein Jahr lang ganz allein den Garnisonsdienst in
Wien in seinem ganzen Umfange. Der Zweck der B.M. ist ihrer innern
Natur nach dreyfach. Sie hat, nach allgemeiner Bürgerpflicht, bey aus-
brechender Feindesgefahr ihre Vaterstadt inner den Linien zu schützen und
zu vertheidigen, oder zur Aufrechthaltung der innern Ruhe und Sicher-
heit mitzuwirken, oder endlich zur Verherrlichung öffentlicher Feyerlich-
leiten auf bestimmten Plätzen zu paradiren. Bey allen Feyerlichkeiten,
welche die Stadt insbesondere betreffen, versehen sie auch die Wache. In
Allem und Jedem stehen die Bürgercorps unter der Leitung des Magi-
strats, der sich indessen bey Functionen und Dienstleistungen mit dem
General- und Platzcommando in Einvernehmen zu setzen hat. Im Noth-
fall oder auf ausdrücklichen Befehl des Kaisers musi jeder Bürger, in
so ferne es sein Alter oder körperliche Beschaffenheit zulassen, zum Oar-
nisonsdienst inner den Linien der Residenz unter die Waffen treten, welche
den Gemeinen des Bürgerregiments und jenen des 2. Regiments der
Stadtmiliz aus dem städtischen Zeughause verabfolgt werden. Alle Aus-
lagen der B.M. in Wien werden auf Rechnung der Corps-Glieder be-
siritten. Daher bestehen bey allen Regimentern eigene Cassen, worin die
jährlichen Cassagebühren jedes Individuums vom Hauptmann bis zum
Gemeinen, dann die Charge-Taxen bey Beförderungen einlaufen. Die
Uniformirung findet durchgehends auf eigene Kosten Statt, die Mann-
schaft, welche vom bürgert. Zeughause armirt wird, hat das Oewehr
mit den andern Armaturstücken nach vollendetem Dienste dahin selbst
wieder abzugeben, so wie auch jedermann vom Feldwebel abwärts auf
das strengste befohlen ist, sein Obergewehr, sowohl im Dienste, als
auch nach demselben selbst nach Hause zu tragen, oder es im Verhinde-
rungsfälle im Zeughause oder bey seinen nächsten Bekannten zu hinter-
legen und Tags darauf abhohlen zu lassen. Ferner ist der Mannschaft das
Tragen ihrer Uniformen, und den Ober-Officieren das Tragen der
Schärpen nur im Dienste gestattet, gänzlich verbothen aber an öffent-
lichen Orten oder auf Reisen. — Der gegenwärtige Stand der Wiener
B.M. ist wie folgt : I. Stab, nähmlich, Oberst, Oberstlieutenant, 2
Majore, Caplan, Stabsadjutant mit Hauptmanns-, Regimentsadju-
tant mit Oberlieutenantsrang, Regimentsarzt, Capellmeister, Stabs-
fourier, Regimentstambour :c. Die Stabsofficiere tragen bey feyerlichen
Aufzügen blaue Uniform mit rothem Aufschlag. — I I . Erstes Bürgex-
Regiment, welches sich durch bedeutende Stärke und schöne Adjustirung
vortheilhaft auszeichnet. Nur wirkliche Bürger Wien's werden in
demselben aufgenommen. Die Uniform besteht in blauen Fräcken mit
rothen Aufschlägen, im Sommer weisie Leinwand-Pantalons, im
Winter grautüchene wit rothen Seitenstreifen. Der gegenwärtige
Stand dieses Regiments ist ungefähr 3,700 Mann, die in 8 Com-
pagnien eingetheilt sind, so zwar, daß die innere Stadt Wien zu
jeder derselben Mannschaft liefert, woran sich die Vorstädte anschlie-
ßen. — I I I . Das zweyte Regiment der Stadtmiliz, besteht aus
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie