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lich nach großem Widerstreben ihres Gemahls im April 180l, jedoch
mit Verlust ihres Eingebrachten bewerkstelligt wurde. In dieser verlasse-
nen Lage folgte sie einem Rufe der Frau v. Genl is , welche sie schon
als Kind in Ber l in kennengelernt hatte, nach Par is / und lebte durch
14 Monathe in der Nahe dieser Frau, jedoch in ihrer Erwartung nicht
vollständig befriedigt. Endlich lernte sie bey Fried r. Schlegel, Chezy
kennen, und vermählte sich 1803 mit ihm; zugleich hatte sie bereits die
literarische Bahn betreten. Ihre erste Arbeit: Empfindungen und Erfah-
rungen einer jungen Deutschen in Par i s , erschien in Feßler's Pa-
nonia; dann war sie auch die Gründerinn und erste Herausgeberinn der
bey Cotta erschienenen französ. Miscellen. 1304 wurde sie durch die
Genlis der Mad. Mura t zur Erzieherinn für ihre Kinder vorge-
schlagen, allein noch zu jung zu diesem Geschäft gefunden. 1310 führten
hausliche Mißverhältnisse in der Familie ihres Mannes, und Verschie-
denheit ihrer Ansichten eine freywillige Trennung herbey, sie ver-
ließ mit ihren 2 Söhnen Frankreich und begab sich nach Deutschland,
wo sich der damahlige Fürst-Primas besonders für die talentvolle Frau
interessirte, die während ihres Aufenthaltes in Frankreich schon auf
das Thätigste Theil an der deutschen Literatur genommen hatte. Ihre
ganze Zeie widmete sie nun ihren Studien und Schriften, so wie der
Erziehung ihrer Söhne. Ohne Anleitung lernte sie die italienische, spa-
nische, englische und altfranzösische Sprache, nahm an vielen deutschen
und französischen Zeitschriften thätigen Antheil, und ließ selbst die orien-
talische Sprache nicht ganz unbeachtet. Der Krieg von 1813 entstammte
ihren Eifer für die Sache des Vaterlandes im hohen Grade, auch
schloß sie sich dem deutschen Frauenverein für die Pstege verwundeter
Krieger mit Eifer an, wurde jedoch dadurch in unangenehme Händel
verwickelt. Sie richtete nähmlich einen Brief an den preuß. General
Graf Gneisen au, worin sie ihn auf mehrere Mißbräuche aufmerksam
machte, die sich bey der Verwaltung von Spitälern und Invalidenhäu- '
sern eingeschlichen hatten, und verlangte eine allgemeine Lazareth-Unter-
suchung; allein dieser Brief gerieth in die Hände jener, die sich durch
die offene Darlegung des traurigen Schicksals der Invaliden verletzt
fühlten, die Untersuchung wurde nun gegen Frau v. Eh. selbst, wegen
Beleidigung gegen die Invaliden-Prüfungscommissäre, gerichtet, und
nur nach vielen erlittenen Kränkungen und gerichtlichen Verhandlungen
wurde sie 1317 durch ein königl. preuß. kammergerichtliches Erkenntniß
von dem Vorwurfe freygesprochen, die Commission beleidigt zu haben.
Seit dieser Zeit lebte sie in Ber l in und Dresden, hierauf zog sie
nach Osterreich, wo sie mit ihren Söhnen in Wien und Baden ,
dann später in Sa lzburg lebte, 1333 aber ihren Aufenthalten
Bayern wählte. Ihre Schriften sind sehr zahlreich; als Dichterinn ge-
bührt ihr im Liede unstreitig ein bedeutender Rang. Besondern poetischen
Schwung hat ihr Rittergedicht: Die drey weißen Rosen, im Taschenbuch
Urania für 1321. Das dramatische Fach scheint ihr aber, wie überhaupt
weiblichen Schriftstellern, am wenigsten zuzusagen. Außer sehr vielen und
mitunter werthvollen Aufsätzen in fast allen vorzüglichen belletristischen
Zeitschriften und Taschenbüchern Deutschlands gab sie im Druck heraus:
Österreichische National-Enzyklopädie
Buchstabe A-D, Volume 1
- Title
- Österreichische National-Enzyklopädie
- Subtitle
- Buchstabe A-D
- Volume
- 1
- Authors
- Franz Gräffer
- Johann Czikann
- Publisher
- H. Strauß
- Location
- Wien
- Date
- 1835
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.3 x 22.0 cm
- Pages
- 788
- Keywords
- Nachschlagewerk, Biografien
- Categories
- Lexika National-Enzyklopädie